Der hl. Paulus schreibt im Brief an Titus über die Kreter: „Einer von ihnen hat als ihr eigener Prophet gesagt: Kreter sind immer Lügner“ (Tit 1,12). Er zitiert hier den griechischen Philosophen Epimenides, selbst ein Kreter. Wir haben es hier mit einer Variante des Lügner-Paradoxons zu tun, das vielleicht in folgender Form eindeutiger wird: „Was ich jetzt sage, ist falsch“. Noch kürzer: „Dieser Satz ist falsch“. Wie man es auch dreht und wendet, über die Wahrheit des Satzes lässt sich keine Aussage treffen: Nehmen wir an, er ist wahr, dann sagt er ja gerade aus, dass er falsch ist; nehmen wir umgekehrt an, dass er falsch ist, gilt sein Gegenteil, also ist er wahr.
Lügner-Paradoxon
Grenzen unserer Erkenntnis
Der berühmte Logiker Kurt Gödel veröffentlichte vor 90 Jahren seinen Unvollständigkeitssatz, ein mathematisches Resultat über prinzipielle Grenzen der Formalisierbarkeit und Beweisbarkeit in logischen Theorien.