Diese Kolumne befasst sich regelmäßig mit Fragen zu Sexualität und Partnerschaft. Am Schluss des Textes können Sie anonym Ihre Fragen einreichen.
Stillen hat für Mutter und Kind zahlreiche Vorteile, da sind sich wissenschaftliche Erkenntnisse und Gesellschaft einig. Es ist natürlich, gesund, nährstoffreich, verbindend und vieles mehr. Dennoch kann Stillen auch mit Herausforderungen verbunden sein. „Stilldruck“ durch medizinisches Fachpersonal kurz nach der Geburt, durch Familie, Umfeld oder Gesellschaft ist keine Seltenheit. Viele Mütter empfinden einen tiefen Wunsch, ihr Kind zu stillen. Es ist tief mit ihrer Identität als Mutter und Frau verbunden. Aber was, wenn es nicht klappt? Wunde Brustwarzen, „Habe ich genug Milch?“, „Wird mein Kind satt?“ „Welche Stillhäufigkeit ist ‚normal’?“ Gerade Eltern von Neugeborenen befinden sich in einer herausfordernden und völlig neuen Lebenssituation. Druck von außen oder auch von den Müttern selbst kann schnell zur Belastung werden. Das Gefühl, „versagt“ zu haben, zermürbt. Hier kann man sich Hilfe von Stillberaterinnen holen.
Mütter sind oft überrumpelt von der Tatsache, dass Stillen gelernt werden muss. Auch bei Mehrfachgebärenden ist dies ein Thema, da jedes Kind individuell trinkt. Das Stillen nimmt gerade am Anfang unheimlich viel Zeit in Anspruch und ist daher anstrengend. Stillbegleitung erfordert Zeit, und diese ist im Pflegealltag (Wochenbettstation) leider oft nicht da. Verfrühte Nahrungszugabe, obwohl es medizinisch noch nicht nötig wäre, ist hier auch ein Thema.
Entlastung durch das Umfeld kann entscheidend zum Stillerfolg beitragen: Unterstützung im Haushalt und eventuell bei der Betreuung der Geschwisterkinder. Der Partner kann beispielsweise (gerade auch nachts) das Wickeln übernehmen und darauf achten, dass die Mama genug trinkt und isst. Denn oft kümmern sich die Mütter perfekt um ihre Kinder und vergessen dabei sich selbst. Aus dem Umfeld sollte die Mama nicht ständig die Frage hören: „Wie läuft es mit dem Stillen?“ Das baut Druck auf. Eher nachfragen: „Wie geht es dir?“, und zuhören.
Beispielsweise bei Krankheit von Mutter oder Kind und/oder bei Medikamenteneinnahme der Mutter kann es erforderlich sein, Ersatznahrung dem Stillen vorzuziehen. Jedoch sind nicht alle Medikamente problematisch. Eine gute Informationsquelle bietet hier www.embryotox.de.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, Mutter und Kind gleichermaßen im Blick zu behalten. Es gibt Situationen, in denen das Stillen der Mutter „zu viel“ abverlangt. Hier sollte man nicht um jeden Preis am Stillen festhalten. Wenn alle Unterstützungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind und eine Ersatznahrung sinnvoll erscheint, braucht man kein schlechtes Gewissen zu haben.
Mit der Zeit läuft das Stillen häufig besser. Mutter und Kind werden ein eingespieltes Team und auch außer Haus ist es durchaus praktisch, sich um die Nahrung des Babys keine Gedanken machen zu müssen. Die Nähe und Verbundenheit während des Stillens sind ein einzigartiges Gefühl.
Ein wichtiger Punkt sollte noch genannt werden: Viele Paare erleben Auswirkungen des Stillens auf ihre Sexualität. Die Brust kann sehr empfindsam sein und durch häufiges Stillen, Tragen und Körpernähe zum Kind kann es zum „Overtouched-Syndrom“ kommen. Dabei können Berührungen und Zärtlichkeiten durch den Partner zur Überreizung führen und als unangenehm empfunden werden. Zudem ist es völlig normal, dass durch Stimulierung der Brust etwas Muttermilch austreten kann. Um herauszufinden, welche Art von zärtlichen und intimen Berührungen der Brust für das Paar gerade passend ist, sind Gespräche und offene Kommunikation sehr wichtig.
Die Autorin ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und Beraterin für Natürliche Empfängnisregelung nach Josef Rötzer.
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