Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung KINDER, KÜCHE, KIRCHE

Multitasking mal anders

Oder wie aus monotoner Arbeit ein Ort des Gebets werden kann.
Hausarbeit
Foto: Imago/Aleksei Isachenko | Die Mutter der Autorin war eine Meisterin darin, immer eine Gelegenheit zum Gebet zu finden. Im Gegensatz zum Singen beim Kochen war das meistens still und unauffällig.

Frauen verfügen bekanntermaßen über die Fähigkeit, mehrere Sachen gleichzeitig zu machen. Ein stereotypisches Bild einer Frau, die gleichzeitig kocht, die Spülmaschine ausräumt, das ältere Kind zum Hausaufgabenmachen schickt und dabei noch die Fragen ihres jüngeren Kindes beantwortet, ist oft gar nicht so weit von meiner Realität entfernt. Unsere moderne Lebensweise – sich unterhalten, während man gleichzeitig auf dem Handy scrollt oder E-Mails beantwortet – verstärkt diese Tendenz auf oft schädliche Weise.

Lesen Sie auch:

Es sind jedoch oft nicht nur die Umstände, die uns Mütter dazu zwingen, mehreres auf einmal zu machen. Oft wollen wir Frauen selbst mehreres gleichzeitig schaffen. Während mein Mann, der im Homeoffice arbeitet, komplett abschalten kann, sich voll und ganz auf seinen Aufsatz konzentriert und daneben nichts anderes wahrnimmt (egal, ob dabei unsere Kinder einen Schwertkampf betreiben, vom Hochbett runterspringen oder sich die Haare selber schneiden wollen), verfalle ich oft der Versuchung, mir neben der „Haupttätigkeit“ im Haushalt die Zeit durch „Intellektuelles“ verkürzen zu wollen.

Was Zeit sparen soll, endet mit Zeitverschwendung

So habe ich mir angewöhnt, diverse Podcasts und Videos zu hören und werde beim Putzen, Kochen und Backen hauptsächlich durch politische Kommentare begleitet. Dabei bilde ich mir ein, irgendwie Zeit zu sparen … als wäre die monotone und langweilige Arbeit eine Zeitverschwendung. Was aber Zeit sparen soll, endet dann oft mit Zeitverschwendung, weil ich erst mal durchzappen muss, was gerade am interessantesten sein könnte. Oder weil ich dadurch eine Abhängigkeit von gewissen Kanälen entwickle – und ihnen schließlich auch während nicht monotoner Arbeiten folgen will.

Ganz anders handhabte das, in einer eigentlich gar nicht so weit zurückliegenden Zeit ohne digitale Verführungen, meine Mutter. Bei einer langwierigen Arbeit muss ich sofort daran denken, wie sie (beziehungsweise wir alle als Familie) jedes Jahr die Johannisbeermarmelade auf dem Kachelofen in unserem Ferienhaus kochte(n). In dem über 800 Meter Höhe gelegenen Ort reiften die Johannisbeeren erst Ende Juli, während unserer Sommerferien. Vom Pflücken über das Entsaften (natürlich mechanisch!) bis zum Kochen begleitete meine Mutter die Arbeit mit marianischen Gesängen. Die kleine Küche füllte sich mit dem Duft der frisch gekochten Marmelade und den Tönen des slowakischen Marienliedes „Na stokrát bud’ pozdravená“. Meine Mutter war eine Meisterin darin, immer eine Gelegenheit zum Gebet zu finden. Im Gegensatz zum Singen beim Kochen war das meistens still und unauffällig.

Arbeit als Mittel zur Heiligkeit

Für sie gab es keine minderwertige Arbeit im Haushalt, die sie durch eine andere Tätigkeit aufwerten musste. Sie würdigte ihre Arbeit nur durch das Gebet. Der Wert ihrer Arbeit wurde nicht nach der Effektivität gemessen. Für meine Mutter war die Arbeit auch kein Ziel an sich, sondern nur ein Mittel auf dem Weg zur Heiligkeit. Natürlich hatte auch sie manchmal keine Lust zu monotoner Arbeit. Aber indem sie sich dazu überwand, erwachte in ihr das Gebet. Es hatte schon etwas Monastisches an sich, wie sie das Jesusgebet in Kirchenslawisch ganz leise wiederholte: „Hospodi Isuse Christe, Syne Boij, pomiluj mja hrinaho“ (Herr, Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich meiner, des Sünders).

Lesen Sie auch:

Die kommende Adventszeit bietet genug Gelegenheit zu eintöniger Arbeit, ob Putzen, Staubwischen oder Plätzchenbacken. Sofern ich diese Tätigkeiten nicht an die Kinder delegieren kann – was auch eine wunderbare Erziehungsmaßnahme ist – nehme ich mir vor, keine Podcasts dabei zu hören und stattdessen nach dem Vorbild meiner Mutter zu wiederholen: „Hospodi Isuse Christe, Syne Boij, pomiluj mja hrinaho.“

Die Autorin hat Politikwissenschaften studiert, ist Mutter von drei kleinen Söhnen und lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung-  Spenden

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Maria Fuchs Jesus Christus

Weitere Artikel

Der Sprengstoff konnte ihr nichts anhaben: Eine Marienstatue in Köln überlebte unversehrt den Zweiten Weltkrieg. Heute bringen täglich Menschen Gebetsanliegen zu ihr.
25.11.2025, 16 Uhr
Jonathan Prorok Senlin Du Elisabeth Hüffer
Die dunkle Jahreszeit kann trübe Gedanken verstärken. Das Buch „Suizidgefährdete Jugendliche unterstützen“ bietet einen praxisnahen und einfühlsamen Ratgeber für Fachkräfte und Angehörige.
12.11.2025, 11 Uhr
Rita Winkler
Edith Stein, deren liturgisches Fest kurz vor Mariä Himmelfahrt liegt, bot mit ihrer marianischen Spiritualität einen Gegenpol zu den oft bedrückenden Frauenbildern ihrer Zeit.
15.08.2025, 11 Uhr
Daniela Köder

Kirche

Kardinal Grzegorz Ryś wird Erzbischof von Krakau. Er ist ein Mann der Mitte und verbindet Tradition und Glaubenslehre mit Offenheit und gelebter Pastoral.
04.12.2025, 11 Uhr
Stefan Meetschen
Der emeritierte Bischof von Eichstätt befürchtet eine Abkehr von der biblischen Anthropologie und warnt vor einem pastoralen Ansatz ohne theologisches Fundament.
03.12.2025, 12 Uhr
Meldung
Wenn Desinteresse nicht zum Leitmotiv beim Thema Synodalität werden soll, ist die Mitarbeit aller gefragt, keine maximale Gremienverehrung. Das Erzbistum Köln macht es vor.
03.12.2025, 11 Uhr
Regina Einig
Viele Katholiken in Deutschland würden ihre Art, Kirche zu leben, darin nicht erkennen, so Leo XIV. Weiterer Dialog und Zuhören seien notwendig, um keine Stimme auszuschließen.
02.12.2025, 18 Uhr
Meldung