Strafanzeige gegen die Veranstalter der Kölner „Wish for a Baby“-Messe, die Firma Five Senses Media, hat heute der Rechtsanwalt des Vereins „Frauenheldinnen e. V.“, Jonas Jacob, eingereicht. Dies berichtete Monika Glöcklhofer, zweite Vorsitzende des Vereins, der „Tagespost“.
Obwohl der Veranstalter vor Beginn der Messe zugesagt hatte, die Forderungen aus einem Eilantrag des Vereins beim Verwaltungsgericht Köln an alle Aussteller weiterzugeben – insbesondere das Verbot von Werbung und Vermittlung im Zusammenhang mit Leihmutterschaft – und auf die Einhaltung der gesetzlichen Grenzen hinzuweisen, zeigen übereinstimmende Beobachtungen von Messebesuchern: Es wurde am Wochenende des 18. und 19. Oktober in den Sartory-Sälen in Köln „nicht nur ‚neutral informiert‘“, sondern gezielt für die in Deutschland verbotene „Leihmutterschaft und Eizellspende geworben und Kontakte angebahnt“, wie es auch die Website des Vereins verlauten lässt.
Dass es sich lediglich um eine „Informationsveranstaltung“ handele, hatte Marcus Sartory der radikalfeministischen Initiative „Lasst Frauen Sprechen!“ im Vorhinein schriftlich zugesichert. Diese hatte ihn aufgefordert, die Messe abzusagen, da Leihmutterschaft und Eizellspende „sexistische, klassistische und rassistische Ausbeutung“ förderten. Eine gleichlautende Forderung der Initiative an die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker blieb unbeantwortet.
„In Amerika ist vieles erlaubt“
Dass die Aussagen von Marcus Sartory und auch die Versicherung des Veranstalters wohl lediglich Augenwischerei gewesen waren, zeigen anonymisierte Berichte verschiedener Messebesucher, die auf der Website der „Frauenheldinnen“ einsehbar sind: Wir haben „nicht den geringsten Zweifel daran, dass es sich um eine Anbahnungsmesse handelt. Es werden wichtige Informationen und über E-Mail-Kontakt weitere Hilfestellungen angeboten. An vielen Ständen haben wir gesehen, wie Messegäste dem Standpersonal etwas aufgeschrieben haben.“ Und: „Der kommerzielle Charakter der Messe war nicht zu übersehen. (…) Themen wie Leihmutterschaft und Eizellenspenden wurden offen ausgestellt.“ Ein weiterer Bericht schildert ein Gespräch zwischen einer Messebesucherin und einem „freundlichen Herrn“ am Stand des San Diego Fertility Centers: „In Amerika ist vieles erlaubt, und die Sicherheit und die Transparenz sind im weltweiten Vergleich am allergrößten. (…) Bei der Frage nach den Kosten antwortete er wortkarg: Darüber rede man nicht. Auf Nachfrage nach einer ‚Hausnummer‘ gab er ‚hundert bis zweihundert‘ an.“ Den Zusatz „Tausend“ hielt er offenbar nicht für nötig – dass es sich hier um ein lukratives Geschäft handelt, ist jedenfalls allen bekannt, die sich auch nur ein wenig mit dem Thema befasst haben.
Eine 34-jährige Messebesucherin, deren Bericht der „Tagespost“ vorliegt, erklärte, ihrer Erfahrung nach habe vonseiten der Aussteller eine „blitzschnelle Kategorisierung“ der Besucher stattgefunden – eine Einteilung in diejenigen, die als potenzielle Spenderinnen infrage kämen, und solche, die als zahlende Kundinnen von Interesse seien. Dies zeige: Es gehe „hier nicht um individuelle Beratung, sondern um die maximale Effizienz der Ressourcengewinnung und -vermarktung“.
„Verpisst euch!“
Den Interessenten an dieser Vermarktung scheint eine von der Initiative „Lasst Frauen Sprechen!“ organisierte Kundgebung, die von 11 bis 13 Uhr vor den Sartory-Sälen stattfand, nicht gefallen zu haben. Der Bodyguard von Sartory persönlich habe laut Ina Wagner, Mitorganisatorin der Initiative, versucht, Streit mit den elf Frauen anzufangen, die vier Reden hielten, unterbrochen von mehreren Sprechchören. Aus dem heruntergelassenen Fenster einer schwarzen Limousine, die vor der Messe geparkt hatte, schallte den Teilnehmerinnen der Kundgebung ein „Verpisst euch!“ entgegen.

In der Rede, die Wagner während der Protestaktion hielt, zitierte sie ein Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH) vom 10. August 2023, in welchem das Gericht betonte, Leihmutterschaft reduziere das Kind und die Ersatzmutter auf „bloße medizinische Hilfsmittel“, was gegen die Menschenwürde verstoße. Ein Kind dürfe nicht als „Mittel zur Linderung einer seelischen Erkrankung“ – etwa durch Kinderlosigkeit – gesehen werden, da dies es zu einem „bloßen Objekt“ herabwürdige. „Damit ist alles gesagt“, erklärte Wagner gegenüber der „Tagespost“. Die Lösung des Problems Leihmutterschaft liege nicht darin, Leihmütter besser zu bezahlen, also „die Frauen schonender auszubeuten“. Der einzige Weg sei die Abschaffung der Leihmutterschaft – weltweit.
Was nun der Anwalt der „Frauenheldinnen“ juristisch zu erreichen versucht, brachte die Initiative „Lasst Frauen Sprechen!“ in einem ihrer Sprechchöre auf den Punkt: „Kein Bauch wird vermietet, kein Kind wird verkauft! Stoppt den Markt, der Frauen missbraucht!“
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