Schon seit vielen Jahren gibt es in unserer Familie eine Tradition – die Allerheiligen-Party am Vorabend des 1. Novembers. Die Idee ist entstanden, als wir nach einer Alternative für Halloween gesucht haben. Halloween ist schließlich ein heidnisches Fest, bei dem hauptsächlich das Gruseln und der Tod im Vordergrund stehen. Bereits aus meiner Zeit in Amerika kannte ich die Idee, eine Heiligen-Kostümparty am 1. November zu feiern, allerdings hatte ich so etwas noch nie in Deutschland gesehen.
Deshalb habe ich begonnen, selbst zu recherchieren und dabei einige interessante Dinge herausgefunden. Zum Beispiel, dass das Fest Halloween eigentlich auch christliche Wurzeln hat. Bereits im 8. Jahrhundert setzte Papst Gregor III. das Fest „Vigil vor Allerheiligen“ auf den 31. Oktober fest. Aus der englischen Bezeichnung dieses Festes (All Hallows’ Eve Vigil) entstand der Name Halloween. Dieses Fest gedenkt derer, die den Weg mit Jesus schon vor uns gegangen sind (auch jener, deren Namen wir nicht kennen), und feiert, dass es das Ewige Leben bei Gott gibt. Es weist uns auf Menschen hin, die ein heiliges Leben geführt haben und so auch uns ein Vorbild im Glauben sein können. Über die Jahre hinweg etablierte sich am Vorabend vor Allerheiligen zusätzlich zu dieser Vigil noch das heidnische Erntedankfest, bei dem nach dem Volksglauben die Geister der Verstorbenen bei ihrer Rückkehr in ihre Heimat begleitet wurden. Daraus entwickelte sich dann der Brauch, als Hexen, Mumien oder andere Monster verkleidet von Haustür zu Haustür zu gehen und Kürbisse zu schnitzen.
Lagerfeuer, Verkleiden und Spielen
In unserer Familie feiern wir nun also schon seit vielen Jahren eine Allerheiligen-Party. Wir begehen sie mit Lagerfeuer, Heiligengeschichten, Spielen, Essen und Verkleidung. Zu einer richtigen Allerheiligen-Party gehört das Verkleiden. Die Kinder müssen also nicht auf die Kostüme verzichten, selbst wenn wir Halloween nicht feiern. Bei uns daheim kostümieren wir uns allerdings nicht als gruselige Gestalten, sondern als Heilige. Das kann der eigene Namenspatron sein, ein Heiliger, den man besonders mag, oder einer, von dem man noch sehr wenig weiß, ihn aber gerne besser kennenlernen möchte. Denn jetzt kann man recherchieren und sich ein Kostüm zusammenstellen. Bei uns sind über die Jahre hinweg schon einige zusammengekommen: Da gab es den heiligen Martin mit rotem Mantel und Helm, die heilige Elisabeth mit einem Korb voll Rosen und den heiligen Nikolaus mit Mitra und Bischofsstab. Aber auch unbekanntere Heilige wie die heilige Zita mit Schürze und Kopftuch sind bei unserer Allerheiligen-Party schon aufgetaucht.
Bevor verraten wird, wer welchen Heiligen darstellt, spielen wir ein kleines Ratespiel. Dabei darf den Heiligen reihum eine Frage gestellt werden. Wer den Heiligen als Erstes errät, erhält einen kleinen Preis. Man kann daraus aber auch ein „Wer bin ich“-Spiel machen. Dabei dürfen die Mitspieler einer Person Ja/Nein-Fragen stellen und so versuchen herauszufinden, welcher Heilige er/sie ist. Wird eine Frage mit „Nein“ beantwortet, kommt der Nächste an die Reihe.
Auch das Antonius-Suchspiel passt gut zu einer Allerheiligen-Party. Der heilige Antonius ist ja bekannt dafür, dass er verlorene Sachen wiederfindet. Warum also nicht ein Suchspiel veranstalten? Unsere liebste Variante ist folgende: In einem Raum wird ein 10-Cent-Stück sichtbar versteckt. Immer, wenn es jemand entdeckt, setzt er sich ganz leise hin und verrät nicht, wo er es gesehen hat – bis alle sitzen. Eine weitere Idee für ein Spiel ist zum Beispiel der Heiligenschein-Weitwurf. Es funktioniert im Grunde wie der Ringweitwurf, nur eben mit Heiligenscheinen. Die Ringe kann man dafür zum Beispiel mit Goldfolie umwickeln.
Kreatives Süßigkeiten-Ratespiel
Bei der Halloween-Party dürfen ja bekanntermaßen die Süßigkeiten nicht fehlen – und auch bei unserer Allerheiligen-Party kommen sie nicht zu kurz. Und auch hier kann man einen Bezug zu Heiligen herstellen, um mehr über ihre Lebensgeschichte zu lernen: Da gibt es Gummibärchen-Augäpfel für die heilige Lucia, Honigwaffeln für den heiligen Ambrosius, kleine Fischcracker für den heiligen Rafael, Gummiwürmer und Frösche für den heiligen Johannes den Täufer, Baiser-Rosen für die heilige Elisabeth, Tierkekse für den heiligen Franziskus sowie Schokotaler und Äpfel für den heiligen Nikolaus. Auch hier lässt sich wunderbar ein Ratespiel machen: Welche Süßigkeit gehört zu welchem Heiligen?
Eine kleine Bastelaktion darf bei so einer Party auch nicht fehlen. Im letzten Jahr haben wir hier kleine Lesezeichen in Form der Heiligen gebastelt. Auf die Rückseite haben wir dann den Namenstag und ein paar wichtige Infos geschrieben. Eine Vorlage dafür kann man hier herunterladen.
Eine Sache steht aber noch auf meiner Liste, die wir bis jetzt bei unserer Allerheiligen-Party noch nicht eingebaut haben. Es gibt ja wirklich einen großen Schatz an Zitaten der Heiligen, die mich selbst im Alltag begleiten.
Auch Gäste dürfen nicht fehlen!
„Nicht alle von uns können große Dinge tun. Aber wir können kleine Dinge mit großer Liebe tun“ (heilige Teresa von Kalkutta), „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Gott“ (heiliger Augustinus von Hippo), „Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens“ (heiliger Franziskus) oder „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Alles vergeht, Gott allein bleibt derselbe“ (heilige Theresia von Avila) sind nur ein paar wenige meiner Favoriten. Diese Zitate, zusammen mit kleinen Bildern der Heiligen, kann man im Rahmen der Feier an eine Wäscheleine hängen, die dann das ganze Jahr über eine Ermutigung sein darf.
Jedes Jahr laden wir zu unserer Allerheiligen-Party am 31. Oktober Gäste ein. Wenn es langsam dunkel wird, versammeln wir uns alle als Heilige verkleidet im Hof und erzählen uns die Lebensgeschichten unserer Heiligen und Namenspatrone und feiern, dass der Tod nicht das Ende, sondern der Anfang ist. Wir schauen auf die Heiligen als unsere Vorbilder im Glauben – trotz Charakterschwächen und Fehlern. Und wir feiern, dass Jesus genau diese Menschen erwählt hat, um seine Jünger und Freunde zu sein – und damit auch uns. Dabei entzünden wir ein Lagerfeuer im Schein vieler Kerzen, als Zeichen dafür, dass Jesus das Licht dieser Welt ist und die Heiligen und auch wir dazu berufen sind, ein Licht für die Welt zu sein (vgl. Mt 5,14). Unsere Erfahrung hat gezeigt: Die Kinder haben nicht das Gefühl, die Halloween-Party ihrer Schulfreunde und Nachbarn zu verpassen, sondern sind froh und glücklich über unsere Allerheiligen-Party, die uns in der Jahreszeit, in der es langsam immer dunkler wird, nicht auf den Tod hinweist, sondern die Hoffnung auf das Ewige Leben weckt.

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