Bekannt geworden ist der antike Märtyrer als Patron der Feuerwehr und Schutzherr gegen Brandgefahr. Manchem kommt da gleich das sogenannte „Floriansprinzip“ in den Sinn und der freche Spruch: „O heiliger Sankt Florian, verschon' mein Haus; zünd andere an!“ Ganz so, als wäre Florian der Patron der Egoisten, die nur an sich denken und denen das Schicksal ihrer Nachbarn egal ist. Aber genau das Gegenteil ist der Fall! Florian ist vielmehr der Schutzherr der Menschen, die sich mutig für andere einsetzen und bereit sind, für sie das eigene Leben zu opfern.
Aber der Reihe nach! Wer war Florianus, „der Blühende“, wie er auf Lateinisch hieß, nun wirklich? Dazu müssen wir weit in die Vergangenheit reisen, als Kaiser Diokletian das Römerreich regierte. Zweihundert Jahre lang waren die Christen immer wieder blutigen Verfolgungen ausgesetzt gewesen, und trotzdem hatte ihre Zahl immer mehr zugenommen. Erst um 260 nach Christus ließ man sie in Ruhe, weil die römischen Kaiser wichtigere Probleme zu lösen hatten. Aber weshalb behandelte man die Christen eigentlich wie gefährliche Feinde, wo sie sich doch immer friedlich verhielten? Weil sich die Kaiser zusammen mit den römischen Staatsgöttern verehren lassen wollten.
Viele gingen damals mutig in den Tod
Die Machthaber forderten vom Volk ein kleines Opfer und konnten es einfach nicht hinnehmen, dass ihnen eine Gruppe diese Verehrung als Gott verweigerte. Stattdessen beteten diese Christen einen Menschen als Gott an, der von einem römischen Statthalter zum Kreuzestod verurteilt worden war. Sie mussten also Staatsfeinde sein. Da nutzte es auch nichts, dass sie immer wieder beteuerten, sie würden den Machthabern sonst in allen Dingen gehorsam sein und sogar für sie beten. Viele Christen gingen damals mutig in den Tod; sie gaben ihr irdisches Leben hin, weil sie fest daran glaubten, dass Christus, der den Tod besiegt hat, ihnen das ewige Leben schenken wird. Und lieber wollten sie Leiden ertragen als das aufs Spiel zu setzen. Das beeindruckte sogar die Ungläubigen. Hingabe und Hoffnung der Christen waren so ansteckend, dass immer mehr Heiden sich für Christus begeisterten und um die Taufe baten.
Auch Florianus gehörte zu ihnen. Wir wissen zwar nicht, wie er zum Glauben fand und wann er sich taufen ließ. Vielleicht war es für ihn auch keine so schwere Entscheidung gewesen, denn Florian lebte zu einer Zeit, als der Brauch des Kaiseropfers schon nicht mehr so streng eingefordert wurde. Allerdings war er ein hoher Staatsbeamter und war daher dem Kaiser besonders zur Treue verpflichtet, denn er leitete damals die Kanzlei des Statthalters Aquilinus. Der wiederum leitete „an Kaisers Statt“ die Provinz Noricum, ein Land, das von der Donau bis in die Alpen reichte und sich vom heutigen Oberbayern bis Niederösterreich erstreckte.
Florian blieb dem Taufversprechen treu
Eigentlich war es damals wichtiger, die Donaugrenze gegen die Barbaren aus dem Norden zu schützen als harmlose Christen aufzuspüren. Trotzdem erließ Kaiser Diokletian, der eigentlich als kluger Staatsmann galt, ein Edikt (also eine Art Gesetz), mit dem keiner gerechnet hatte: Die Christen sollten wieder zum Kaiseropfer gezwungen werden, um sich von Christus abzuwenden. Florianus war schockiert; doch er wusste noch genau, was er bei seiner Taufe versprochen hatte. Dreimal hatte ihn der Priester gefragt: „Widersagst du dem Satan? Und all seiner Bosheit? Und all seinen Verlockungen?“ Und dreimal hatte Florian geantwortet „Ich widersage“, bevor er ins Taufbecken tauchte.
Florian wusste, wem seine Treue galt: Dem Kaiser und Jesus. Aber jetzt verlangte der Kaiser etwas, das nur Gott zustand: Anbetung für sich und die römischen Götzen. Noch schlimmer war für Florian allerdings, dass er vierzig Kollegen im Staatsdienst kannte, die sich auch hatten taufen lassen, und die wollte er unbedingt schützen: Polizisten, Soldaten, Beamte, Sekretäre, Anwälte, und deren Familien. Ihr Leben war in Gefahr! Oder, noch schlimmer, ihre Seele. Florianus beschloss, seine Kameraden zu warnen, damit sie sich in Sicherheit bringen konnten, und er wollte ihnen Zeit verschaffen. Er beschloss, zum Statthalter zu gehen. Aquilinus hatte immer viel von ihm gehalten; vielleicht konnte er irgendetwas für ihn tun. Aber wie sollte er das anstellen, ohne sich selbst zu verraten? Egal, der Heilige Geist würde ihm schon eingeben, was er tun und sagen sollte, so hatte es Jesus versprochen.
Florian bekannte mutig Christus
Eilig sattelte er sein Pferd und ritt von Cetium (das heute St. Pölten heißt) nach Lauriacum (dem heutigen Lorch bei Enns). Gerade wollte er die Brücke über den Ennsfluss überqueren, als er einem Trupp von Legionären begegnete, die auf Befehl des Statthalters unterwegs waren. Als er sie fragte, was sie vorhätten, lasen sie ihm das Edikt des Kaisers vor. „Ich komme zu spät“, schoss es Florian durch den Kopf, „Wie kann ich sie jetzt noch aufhalten?“ Mutig streckte er ihnen die Hände entgegen. „Brüder und Kameraden“, sagte er, „was sucht ihr noch nach anderen? Auch ich bin ein Christ.“ Die Soldaten stutzten und zögerten, doch nach kurzer Beratung nahmen sie ihn fest und führten ihn zum Statthalter. Denn sie sagten: „Warum sollen wir nach anderen Christen suchen, wenn sich unser Kanzleivorstand als Christ bekennt?“
Aquilinus konnte erst gar nicht glauben, was er da hörte: „Florian, was erzählt man da von dir? Komm, opfere den Göttern, wie ich und deine Kameraden, und du wirst am Leben bleiben!“ Florian aber gab zur Antwort: „Das werde ich nicht tun. Du aber handle nach deiner Vorschrift.“ Aquilinus redete auf Florian ein, doch als er schließlich einsah, dass er gegen Florians Geist nichts ausrichten konnte, befahl er den Soldaten: „Bringt ihn dorthin, wo ihr ihm begegnet seid, und richtet ihn an Ort und Stelle! Seht aber zu, dass niemand seinen Leichnam findet!“
Gehorsam bis in den Tod
So brachten sie ihn auf die Brücke und banden einen Mühlstein an seinen Hals, um ihn in die Enns zu stürzen. Da erhob der Heilige seine Hände zum Himmel und betete: „Herr Jesus Christus, nimm meine Seele entgegen und vollende in diesen Wassern, was du in der Taufe begonnen hast!“ Da erfasste die Soldaten Ehrfurcht und sie scheuten sich, ihn anzurühren. Eine Stunde ging das so, als ein junger Mann kam, der raste vor Wut und brüllte: „Was steht ihr da und missachtet des Kaisers Befehl?“ Dann packte er mit teuflischer Kraft den Mühlstein und warf ihn von der Brücke, so dass Florian in die Tiefe gezogen wurde und in den Fluten sein Leben aushauchte.
Doch der Fluss erschrak und legte seinen Leichnam an einem herausragenden Uferfelsen ab. Dort fand ihn eine fromme Frau namens Valeria, welcher Florian im Traum erschienen war. Die barg seinen Leib und brachte ihn heimlich an einen sicheren Ort. Das war am 4. Mai 303. Neun Jahre später beendete Kaiser Konstantin die Christenverfolgung. Florian aber wird bis zum heutigen Tag verehrt. Zahlreiche Wunder soll er gewirkt haben, vor allem für Menschen, die Mut brauchen in Gefahren und Beistand in Not. Vom heiligen Florian lernen wir, tapfer für andere einzutreten und mutig „Nein“ zu sagen, wenn jemand Unrecht von uns verlangt.
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