In der Katechese der letzten Woche („Nur ein Märchen?“ vom 7. Juli) haben wir festgestellt, dass wir in der heiligen Taufe eine wirkliche, innere Heiligung erfahren, ja, dass wir tatsächlich über-natürliches göttliches Leben in uns tragen. Wenn wir unsere Seele im Augenblick der Taufe sehen würden, wären wir überwältigt von ihrer strahlenden Schönheit! Nun könnten wir denken: „Super Sache, entspannt zurücklehnen, die Eintrittskarte für den Himmel habe ich ja schon in der Tasche!“
So einfach ist es tatsächlich nicht. Wie eine frisch geputzte Fensterscheibe auf Dauer nicht strahlend sauber bleibt, so ist unsere Seele auch dem Staub und Regenwetter von außen ausgesetzt, unliebsame Insekten hinterlassen ihre Spuren und manchmal gibt´s noch größere Verunreinigungen. Trotz des heilenden Elixiers und des reinigenden Bades der Taufe (Erinnere dich an die Geschichte vom großherzigen König in der letzten Woche) haben wir Mühe, immer ganz gut zu sein. Diese Schwäche ist eine Folge der Erbsünde. (Was hatte sich nochmal durch die Fehlentscheidung Adams und Evas geändert? Schau nach in der Katechese vom 27. April!)
Abhängig von der Gnade Gottes
Stellt Euch einen gelähmten Menschen vor, der sich nur mithilfe seines Rollstuhls fortbewegen kann. So ähnlich ist es mit uns im Hinblick auf unser himmlisches Ziel: Wir können uns nicht selbst zum Guten bewegen, wir sind ganz abhängig von der Gnade Gottes. Wir sind aber in der Lage, ein wenig die Räder mitzusteuern. Die Gnade lässt uns über-natürlich leben; wenn wir wollen und mitarbeiten, bewegt uns der Rollstuhl der Gnade auf das Gute, auf Gott hin.
Wie kommen wir nun zu einem solchen „Gnaden-Rollstuhl“? Gott kann uns selbstverständlich seine Gnade schenken, wie, wann und wo Er will, unmittelbar, also ohne irgendein „Gerät“. Doch der normale Weg, den Er selbst so für uns ausgesucht hat, ist der Weg über besondere Hilfsmittel: nämlich die von Jesus eingesetzten Sakramente der Kirche. Sie liefern gewissermaßen den Rollstuhl für uns relativ Bewegungsunfähige in der Welt der Gnade. Sie sind die Kanäle, durch die die Gnadenströme aus dem unermesslich großen Gnadenmeer Gottes in unsere Seelen geleitet werden.
Äußeres Zeichen – innere Gnade
Was ist nun ein Sakrament? Ein sichtbares, äußeres Zeichen für eine unsichtbare, innere Gnade, eingesetzt durch Jesus Christus in den Evangelien. Diese kurze Erklärung solltet ihr euch merken. Daher hier noch einmal in Kurzform: Äußeres Zeichen – innere Gnade – Einsetzung durch Jesus Christus. Das äußere Zeichen (Brot, Wein, Öl, Worte, Gesten…) weist darauf hin, was tatsächlich unsichtbar in und mit der Seele geschieht. Die innere Wirkung ist also an etwas Sichtbares oder Hörbares gebunden. Für uns Menschen aus Fleisch und Blut ist diese „handfeste“, stoffliche, fühlbare Ebene wichtig. Ich finde es großartig, wie der liebe Gott uns Menschen entgegenkommt, damit die geistigen Wirklichkeiten für uns besser greifbar werden.
Bei der Taufe ist das äußere Zeichen das Wasser und das Wort: „N., ich taufe dich im Namen des Vaters...“ Die unsichtbare Gnade oder innere Wirkung der Taufe sind die vier Punkte, die wir in der Katechese der letzten Woche angesprochen haben: Durch die Taufe sind wir (1) Kinder Gottes geworden, wir haben (2) die heiligmachende Gnade erhalten, (3) wir wurden von der Erbsünde befreit und (4) uns wurden die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe geschenkt. Eingesetzt wurde die Taufe durch Jesus Christus, kurz vor seiner Himmelfahrt. Er gab seinen Jüngern den Auftrag: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäusevangelium 28,19).
Weißt du übrigens, wie viele Sakramente es gibt und wie sie heißen? (Schau unten auf der Seite!)
Eucharistie und Beichte
In allen Sakramenten wird uns die heiligmachende Gnade geschenkt oder vermehrt, jeweils in der besonderen Weise des entsprechenden Sakramentes. Ganz wichtig im Leben jedes Christen sind die heilige Eucharistie und die heilige Beichte. In der heiligen Kommunion bekommt unser übernatürliches Leben die Nahrung, die es braucht, um stark zum Guten und widerstandsfähig dem Bösen gegenüber zu sein. Das Bußsakrament putzt die Seele immer wieder blank von dem anfallenden „Sündenstaub“ und sonstigen Verunreinigungen. Durch den regen Gebrauch dieser Sakramente, die Jesus uns mit so großer Liebe anbietet, können wir immer besser und leichter das Gute tun, Gott lieben und Ihm wohlgefällig und treu dienen. Und am Ende wird unsere „Eintrittskarte“ in den Himmel ganz sicher die volle Gültigkeit besitzen!
Noch eine Bitte: Geht oft zu den Sakramenten, aber nicht gewohnheitsmäßig, sondern empfangt sie mit der rechten Vorbereitung, in großer Dankbarkeit und rechter Ehrfurcht, denn hier begegnet Euch ganz real Jesus, unser Herr und Gott!
Die sieben Sakramente:
Taufe
Firmung
Eucharistie/Kommunion
Beichte
Krankensalbung/Letzte Ölung
Ehe
Priesterweihe
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