Väter sind etwas ganz Besonderes. Sie sind stark, sorgen dafür, dass Familien zu essen haben, können hohe Türme bauen, reparieren Fahrräder, kaufen der Mama Blumen und machen, dass ihr euch, liebe Mädchen, wie Prinzessinnen fühlt. Euch Jungs vermitteln sie das Gefühl, ein echter Kerl — und stark zu sein, wenn sie mit euch Kräfte messen. Väter machen Mut, fordern heraus, beschützen euch und glauben an euch. Kinder denken von Gott oft so, wie sie ihren Vater erlebt haben. Gibt es etwas, worauf ihr besonders stolz seid, wenn ihr an euren Papa denkt?
Die Kirche verehrt auch einen Vater, den geistlichen Vater der Gläubigen: den heiligen Josef. Wisst ihr, wer das ist? In der Bibel steht wenig über ihn. Wir wissen aber, dass er der Papa von Jesus war — nicht der leibliche, aber doch in allem, was er tat, ganz Papa. Einer, dessen Name auch schon seine Aufgabe ausdrückt: „Josef“ kommt aus dem Hebräischen und bedeutet „Er wird wachsen (lassen)“. Wen hat Josef wachsen lassen? Genau, Jesus. Er hat ihn erzogen, ihm wahrscheinlich auch gezeigt, wie man ein echter Gentleman ist.
Vater und Lehrer Jesu
Vielleicht hat Jesus die Art, wie der heilige Josef lächelte oder aß, übernommen. Josef hat Jesus beigebracht, wie man Tische, Stühle und Schränke baut. Und er hat Jesus und seine Mutter, die Jungfrau Maria, beschützt. Einmal ist er mit ihnen nach Ägypten geflohen, damit Herodes Jesus nicht töten konnte. Wisst ihr, woher er von Herodes‘ bösen Absichten wusste? Ein Engel hat es ihm im Traum verraten und ihn aufgefordert, nach Ägypten zu fliehen. Der Weg war nicht nur beschwerlich und lang, sondern auch gefährlich; überall konnten Räuber lauern und die Familie angreifen. Damals ging man zu Fuß. Aber Josef war mutig und vertraute vor allem ganz auf Gott.
Stellt euch vor, euch oder eurem Papa erschiene ein Engel im Traum: Hättet ihr auf ihn gehört? Josef wusste, dass Gott durch den Engel zu ihm sprach und war gehorsam. Er war Gott, den er liebte, immer gehorsam. Er hätte Maria zum Beispiel verlassen können, als er merkte, dass sie (nicht von ihm) schwanger war. Einige Heilige sagen, dass er Maria aus Ehrfurcht und Demut verlassen wollte. Sollte ausgerechnet seine Frau Mutter des Erlösers werden? Der heilige Bernhard von Clairvaux meinte, er habe Angst vor der Größe dieses Wunders gehabt. Der heilige Thomas von Aquin sagte, Josef habe sich unwürdig gefühlt, „mit einer Person von so großer Heiligkeit zu leben“.
Stellt euch das vor! Gott, der Allmächtige macht sich klein und bedürftig und lässt sich von Menschen erziehen und beschützen. Josef muss sich schrecklich armselig gefühlt haben, als er merkte, was vor sich geht. Aber wie Maria ihr „Ja“ gesprochen hatte, als der Erzengel Gabriel sie fragte, ob sie bereit wäre, die Mutter Gottes zu werden, sagte auch Josef „Ja“ zum Plan Gottes, und wurde der erste Anbeter Jesu im Tabernakel, der die Jungfrau Maria war. Josef fühlte sich vielleicht zu klein für diese Aufgabe, aber Gott hatte ihn dafür auserwählt. Er hat auch mit euch einen wunderbaren Plan. Wollt ihr ihn entdecken? Ihr könnt Josef bitten, euch dabei zu helfen!
Das Brot des Lebens im „Haus des Brotes“
Dass kein Plan Gottes ein Zufall ist, zeigt übrigens auch die Tatsache, dass Jesus in Bethlehem zur Welt gekommen ist. Habt ihr eine Idee, was das Wort „Bethlehem“ bedeutet? Es bedeutet „Haus des Brotes“. Wie ihr vielleicht schon wisst, ist Jesus das Brot des Lebens für uns. Er ist als das wahre Brot vom Himmel gekommen und in dem kleinen Stall in Bethlehem in eine Krippe gelegt worden. Das englische Wort für „Krippe“ heißt „manger“. Auf Französisch bedeutet „manger“ essen. Heute schenkt sich Jesus uns in dem kleinen Stück Brot, der heiligen Eucharistie, damit er uns ganz nah sein kann, wenn wir ihn in der heiligen Messe empfangen — und essen.
Jesus ist das Brot des Lebens aus dem „Haus des Brotes“. Das ist nicht nur ein zufälliges Wortspiel, sondern zeigt, wie detailliert Gott alles vorbereitet. Und der heilige Josef war in dieser Geschichte fest eingeplant. Die Kirche verehrt ihn heute als Schutzherrn der heiligen Kirche. Überhaupt hat er ganz viele Titel: Stütze der Familien, Trost der Bedrängten, Hoffnung der Kranken, Diener Christi und viele andere mehr. Er sah sich tatsächlich als Diener seines ihm von Gott anvertrauten göttlichen Sohnes und wird darum auch für seine Demut verehrt.
Das Haus, in dem er mit Jesus und Maria wohnte, ist übrigens eine gewaltige Reliquie — so kostbar, dass Engel es 1291 forttrugen, damit Muslime, die 1294 in Nazareth einfielen, es nicht plündern konnten. Die Engel zogen mit dem Haus mehrmals um, bis es an seinem endgültigen Ort ankam: in Loreto, in Italien. Heute ist Loreto ein Wallfahrtsort. Woher wissen wir, dass Engel das Haus jedes Mal fortgetragen haben? Die selige Anna Katharina Emmerick hat diese Umzüge in Visionen sehen dürfen. Sie schrieb: „Ich sah das Heilige Haus von sieben Engeln über das Meer getragen. Es hatte keine Grundfeste, aber es gab darunter eine leuchtende Oberfläche aus Licht. Auf beiden Seiten war so etwas wie ein Griff. Drei Engel trugen es auf der einen Seite und drei auf der anderen; der siebte schwebte davor …“
Josef will für uns sorgen
Wissenschaftler konnten nachweisen, dass es sich tatsächlich um das Haus der Heiligen Familie in Nazareth handelt. Heute pilgern viele Menschen nach Loreto. Immer wieder geschehen dort Heilungen. Es war von Anfang an ein Haus des Wunders, wenn man daran denkt, dass Maria dort den Erzengel Gabriel gesehen und Gottes Sohn empfangen hatte. Und dass Maria und Josef dort Jesus aufgezogen haben. Im März verehrt die Kirche übrigens den heiligen Josef ganz besonders und feiert am 19. März ein Fest ihm zu Ehren. Wie kann man den heiligen Josef ehren?
Ihr könnt zum Beispiel eine Josefsstatue aufstellen oder ein Bild von ihm malen und Blumen davorstellen. Ihr könnt ihm auch euch und euer Leben anvertrauen. Das freut ihn, denn wie er für Jesus und Maria gesorgt hat, will er heute auch für uns sorgen. Er hat schon oft geholfen, auch Wunder erwirkt. Einmal rettete er polnische Priester vor dem Tod im Konzentrationslager Dachau. Sie hatten sich ihm geweiht und ihn um Hilfe gebeten, berichteten sie später.
Der heilige Josef möchte unser aller geistlicher Vater sein. Er hilft nicht nur in materiellen Anliegen, sondern lehrt uns, Gott als den zu erkennen, der er wirklich ist und ihm zu vertrauen, auf seine Weisungen zu hören und sie zu befolgen, ihm mit Ehrfurcht zu begegnen und ihm treu zu sein. Sein größter Wunsch ist, uns alle einmal im Himmel begrüßen zu können — in unserem ewigen Zuhause, bei Jesus und Maria.
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