Digitale Welt

Gefahren im Internet

Cybermobbing, digitale Erpressung, Grooming: Was Eltern gegen Gefahren im Internet tun können.
Kinder und Jugendliche sind online immer mehr von Internetkriminalität gefährdet.
Foto: via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Kinder und Jugendliche sind online immer mehr von Internetkriminalität gefährdet.

 Die Nutzer von Smartphones werden immer jünger. Aber selbst wenn Eltern bei der Anschaffung des ersten digitalen Endgeräts zuwarten und ihre Kinder nicht schon in der Grundschule damit beglücken, der allgegenwärtigen Technik begegnen Minderjährige unausweichlich: auf dem Schulweg, in der Schule und bei Freunden. Damit einher gehen höchst problematische Phänomene wie Cyber-Mobbing, digitale Erpressung und die Konfrontation mit digitalen Sexualdelikten, von denen Kinder und Jugendliche in besonderem Maße betroffen sind. Aber auch Lehrer werden zur Zielscheibe, wenn ihre Lehrtätigkeit und Persönlichkeit auf speziellen Plattformen in ehrverletzender Weise bewertet wird.


Wie Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte effektiv geschützt werden können, war Thema einer hochkarätig besetzten Online-Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Kooperation mit dem Deutschen Familienverband und dem Verband kinderreicher Familien Deutschland. Die Verantwortung der Eltern für ihre Kinder sowie die Dringlichkeit, ab der ersten Klasse Kindern und Jugendlichen Medienkompetenz zu vermitteln, war der gemeinsame Tenor der Expertenrunde aus Eltern, Lehrkräften, Polizei und Politik. Weder Opfer werden noch sich aus Unwissen urplötzlich zum Täter im strafrechtlichen Sinn entwickeln, lautet das Ziel. In Österreich ist man hier einen Schritt weiter: dort gibt es seit Herbst das verpflichtende Schulfach Digitale Grundbildung.

Jugendliche sind als „digital natives“ gefährdet

Kinder und Jugendliche verbringen mit knapp 70 Stunden pro Woche mehr Zeit im Netz als im analogen Raum, bilanzierte der Leiter des Instituts für Cyberkriminologie an der Brandenburgischen Polizeihochschule Thomas-Gabriel Rüdiger, der über „Die onlinebasierte Anbahnung des sexuellen Missbrauchs eines Kindes" promoviert hatte. Die Folgen: Jedes vierte Kind ist nach einer aktuellen Dunkelfeldstudie aus Nordrhein-Westfalen von 2022 Opfer von Cyber-Grooming (online basiertes Einwirken auf ein Kind zur Einleitung eines sexuellen Missbrauches) oder sexueller Belästigung geworden. Zudem ist es keine Seltenheit, dass in Klassenchats pornographische Inhalte gepostet werden.

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Über die automatische Downloadfunktion gelangen die Inhalte zu den Teilnehmern der Chatgruppe – womit sich alle Empfänger im Sinne einer „absoluten Besitzstrafbarkeit“ strafbar machen. Lehrkräften rät Rüdiger, sich keinesfalls Beweismaterial zuschicken zu lassen – das gilt strafrechtlich als Herstellen von Pornographie, ist als Verbrechenstatbestand und führt zur Entlassung aus dem Beamtenverhältnis. Rüdiger schwebt eine Kinderonlinewache vor, an die sich Kinder und Jugendliche wenden können. Die Polizei muss viel stärker im Internet präsent sein, mahnte er.
Für die Lehrkräfte wünschte sich Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen, mehr Einflussmöglichkeiten. Vieles geschehe unter dem Radar, die Lehrer könnten die digitalen Endgeräte der Schüler nicht kontrollieren. Es brauche eine massive Aufklärung, mehr Kontrolle und die Einbeziehung der Eltern. Mistler lobte die Medien-Scouts, mit denen man gute Erfahrungen mache. Die Hemmschwelle, sich bei Fragen und Problemen an ausgebildete Mitschüler zu wenden, sei geringer als eine Lehrkraft anzusprechen.

Eltern haben Vorbildfunktion

Friederike Lawrenz ist Beraterin für Medienkompetenz im Verband kinderreicher Familien Deutschland und unterrichtet an einer Schule das Fach Wahlfach „fit4life“. Sie berichtete aus der Praxis, dass 90 Prozent der Kinder freien Zugriff auf alle Apps hätten. Lawrenz hob die Vorbildwirkung der Eltern hervor. Neben der Medienkompetenz solle man vor allem die Sozialkompetenz trainieren. „Kinder müssen wissen, dass es nicht in Ordnung ist, jemanden zu filmen, der zusammengeschlagen wird“.

Für die Politik sprach die Bundestagsabgeordnete Katja Adler (FDP), Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Eltern müssten geschult werden, die Nutzung von Apps einzuschränken und sich der möglichen Folgen des Einstellens von Kinderfotos im Internet bewusst zu sein. „Auch ganz normale Bilder können abgegriffen und von Pädophilen benutzt werden.“  Selbst bei aufgeklärten Fällen blieben Fotos im Internet. Dann sollten Betroffene hartnäckig die Plattformen zur Löschung auffordern, so Adler.

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Cornelia Huber FDP Friedrich-Naumann-Stiftung

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