Leitartikel

Eins zu null für die Realität

Der identitätspolitische Kampf um die Kinder nimmt an Fahrt auf, doch die störrische menschliche Natur wird sich weiterhin widersetzen.
Dragqueen-Lesung in Wien
Foto: Eva Manhart (APA) | Weiteres Beispiel für Identitätspolitik auf dem Rücken von Kindern: Freya Van Kant, Dragqueen aus Österreich, während der Lesung "Drag Storytime 4 Kids" in Wien.

München. Zwei Drag Queens sollen im Juni an einer Lesung für Kinder ab vier Jahren in einer Münchner Stadtteilbibliothek teilnehmen. Politiker und Eltern, die ernste Zweifel daran anmelden, dass eine Darbietung von Travestiekünstlern, die Kindern „queere Vorbilder“ nahebringen möchten, im Sinne des Kindeswohls ist, müssen sich als rechtspopulistisch und rechtsextrem bezeichnen lassen.

Florida. Mehrere CSU-Politiker besuchten vor ein paar Tagen Gouverneur Ron DeSantis, der in seinem Staat LGBT-Propaganda an Schulen einschränkt und medizinische Geschlechtsumwandlungen an Minderjährigen verbieten will. Mit ihrem Besuch würden sie sich mit dem „faschistoiden“, ja „genozidalen“, „Kampf“ des Gouverneurs gegen queere Menschen gemeinmachen, lautet der Vorwurf nun.

Fulda. Eine katholische Kita kündigt im Namen der Diversität an, mit den Kindern keine Geschenke für Mutter- und Vatertag mehr anzufertigen, da die „Konstellation Mutter Vater Kind/er nicht mehr die Norm in heutigen Familien“ sei und die Identität eines Kindes infrage stellen könne.

Das neue Menschenbild des autonomen, genderfluiden Individuums

Drei Orte, drei Szenen, derselbe Befund: Das neue Menschenbild des autonomen, genderfluiden Individuums will nicht nur schweigend toleriert, sondern positiv bejaht werden. Wer dagegen opponiert, ist eine Gefahr, für die kein Griff in die Kiste der verbalen Ausfälligkeiten tief genug ist. Vor der Aggressivität, mit der das Aussprechen biologischer Tatsachen in die Kategorie von Hassverbrechen sortiert wird, knicken auch kirchliche Einrichtungen in vorauseilendem Gehorsam ein.

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Politisch wird der Umgang mit Transgender immer mehr zu einem Scheidegrad zwischen Gut und Böse, obwohl es schon lange nicht mehr um die Freiheit der Lebensführung und Gleichstellung sogenannter sexueller Minderheiten geht. Davon zeugt der weitreichende Aktionsplan „Queer leben“ der Ampel-Koalition. „Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt“, heißt auch der Titel der besagten Kinder-Lesung in München, die Grünenpolitiker mit Zähnen und Klauen verteidigen.

Für eine Identitätspolitik, die auf die falschen Glücksversprechen einer queeren Regenbogenwelt setzt, gibt es nur ein Wort: Umerziehung. Das möchte die störrische menschliche Natur aber nicht. Deswegen muss man sie austreiben, notfalls mit Gewalt. Denn genau das ist es, wenn man Kindern Anblicke zumutet, die sie abstoßen und verstören. Bisher funktioniert das große gesellschaftliche Queerschnittsprogramm aber nicht so gut.

Der gesunde Menschenverstand setzt sich durch

Aufgrund empörter Elternreaktionen musste sich besagte Fuldaer Kita bereits entschuldigen. Eine Umfrage im Auftrag der „Tagespost“ ergab, dass 60 Prozent der Deutschen sich vom Staat eine stärkere Förderung der traditionellen Familie wünschen. Dazu passt, dass nach wie vor drei von vier Kindern bei ihren verheirateten Eltern – Mutter und Vater – aufwachsen. Es kostet eben auf Dauer unglaublich viel Energie, fundamentalste Wahrheiten zu leugnen und ein falsches Menschenbild aufrechtzuerhalten.

Das ist auch denen klar, die hysterisch aufkreischen, wenn ihre Mitmenschen sexualisierte Tänze von Travestiekünstlern vor Kleinkindern intuitiv nicht gutheißen. Diejenigen, die Kinder konsequent und selbstbewusst schützen wollen, dürfen zuversichtlich sein: Sie haben den gesunden Menschenverstand auf ihrer Seite – und der lässt sich auf Dauer nicht aushebeln.

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Franziska Harter Kindeswohl Ron DeSantis Transgender

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