Empfängnisregelung

Eine Vision wahrer Liebe

Ein Online-Grundkurs bereitet das Konzept der Natürlichen Empfängnisregelung für Jugendliche auf.
NER
| Junge Pfadfinderinnen erhalten wichtige Informationen über die natürliche Empfängnisregelung.

Die Natürliche Empfängnisregelung (NER) beruht auf der wissenschaftlichen Tatsache, dass sich im Zyklus der Frau fruchtbare und unfruchtbare Zeiten abwechseln. Mit entsprechender Schulung können diese Zeiten zuverlässig erkannt werden. So ist es möglich, unter dem Gesichtspunkt der verantworteten Elternschaft in der Ehe bei Kinderwunsch eine Schwangerschaft anzustreben oder zu vermeiden. Viele erwachsene Frauen schätzen diese Lebensweise, weil sie ihr Frausein inklusive ihrer Fruchtbarkeit ganz leben können. Besonders dankbar sind Paare, bei denen die Frau aus gesundheitlichen Gründen auf keinen Fall schwanger werden darf. Sie stützen sich darauf, dass es in jedem Zyklus eine zu hundert Prozent sicher unfruchtbare Zeit gibt, die das Paar anhand der NER feststellen kann.

Für Frauen und Männer bietet das „Institut für Natürliche Empfängnisregelung Prof. Dr. med. Rötzer e.V.“ (INER) Kurse an. Hier wird Basiswissen vermittelt, um die symptothermale Methode nach Rötzer anzuwenden. Wer sein Wissen erweitern oder vertiefen möchte, kann an einem Aufbaulehrgang teilnehmen. Eine neue Entwicklung sind nun spezielle Jugendkurse. Sie finden online an zwei Abenden im Abstand von zwei bis vier Wochen, jeweils für etwa drei Stunden, statt. Inhaltlich unterscheiden sich diese Kurse kaum von den Erwachsenenkursen. Die Jugendlichen lernen alle wesentlichen Gesichtspunkte der NER kennen. Sie erfahren, wie ein ausgereifter Zyklus aussieht, wie man ihn auswertet und wie sie selbst die Ausreifung des weiblichen Zyklus ab der Menarche (der ersten Blutung im Leben eines Mädchens) beobachten können. Lediglich Besonderheiten, die für verheiratete Frauen wichtig sind, wie detaillierte Hinweise zu Schwangerschaft, Stillzeit und Wechseljahren werden im Jugendkurs nicht vertieft.

Beratung in der Videokonferenz

Der Umgang mit dem Online-Format Zoom fällt Jugendlichen leicht. Durch die Corona-Pandemie sind sie im Umgang mit Videokonferenzsystemen geübt. Die Teilnehmer erhalten per Email von Kursleiterin Barbara Sauberer, einer zertifizierten Mitarbeiterin von INER, den Link der Konferenz sowie die Kursunterlagen. Das Original-Rötzer-Lehrbuch besorgen sie sich selbst. Nachdem sich die Jugendlichen von zu Hause aus eingewählt haben, erklärt ihnen die Kursleiterin mit Hilfe einer Power-Point-Präsentation alle Zusammenhänge und bindet sie bei der Auswertung der präsentierten Zyklen ein.

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Die teilnehmenden Mädchen und Jungen sind unterschiedlichen Alters, manche nehmen ihre jüngeren Geschwister mit. Im Internet werden die Kurse bewusst nicht ausgeschrieben. Vielmehr verteilen die Jugendlichen die Informationen zu einem Kurs untereinander. So kam auch die 14-jährige Bernadette dazu: „Eine Freundin hatte die Idee, und ich war interessiert.“ Oft sind es religiöse Gruppen, die sich mit dem Thema befassen möchten. Die ebenfalls 14-jährige Rebekka erklärt: „Die natürliche Empfängnisregelung ist die einzige Möglichkeit, um natürlich als gläubige katholische Frau zu leben, so wie wir geschaffen wurden. Deswegen wollte ich die NER kennenlernen und wissen, wie sie funktioniert, wie man damit lebt und welche Vor- und Nachteile sie hat.“

Partnerschaftliche Ehe leben

IIm Kurs lernen die Jugendlichen, dass die natürliche Empfängnisregelung die einzige eheliche Lebensweise ist, die gesund, sicher und partnerschaftlich ist. Sie entspricht dem Geist des Menschen, der mithilfe der Hirnareale Orbitalhirn und Präfrontalhirn Verantwortung für sein Handeln übernimmt. So unterscheidet er sich vom Tier, das allein seinen Instinkten folgt.

Während bei allgemeinen Kursen die biologisch-medizinische Argumentation im Vordergrund steht, spricht Kursleiterin Barbara Sauberer bei religiösen Kursen auch die spirituelle Dimension an. Jugendliche sind für die Wahrheit ganz offen, betont sie. „Sie erkennen in der Schönheit die Sprache Gottes, die immer anziehend wirkt.“ Die Jugend liegt Sauberer am Herzen. Sie hat lange Jahre Biologie in einer Schule unterrichtet, zuletzt referierte sie auf dem bekannten überregionalen Jugendtreffen im steirischen Pöllau. Als Mutter und Biologin, die einen Großteil des Medizinstudiums absolviert und sich die Logotherapie Viktor Frankls angeeignet hat, sieht sie es als ihre Verantwortung, das Wissen der natürlichen Empfängnisregelung den Jugendlichen möglichst früh zu vermitteln.

Eheliche Sexualität in der Schöpfungsordnung

Religiöse Jugendliche erfahren in ihrem Kurs, wie die eheliche Sexualität in der Schöpfungsordnung ursprünglich gedacht war. Sie staunen über die Zusammenhänge, die sie in der Schule nicht erfahren. „Jugendliche sehnen sich nach dieser Fülle, die ich beschreibe. Sie sehnen sich danach, ihre Liebe treu, frei, bedingungslos und lebensspendend – fruchtbar – zu leben, so wie es der heilige Papst Johannes Paul II. in seinen Katechesen zur Theologie des Leibes beschreibt“, beobachtet die Kursleiterin. Sie möchte Jugendlichen vermitteln, dass es beim ehelichen Einswerden, ein Begriff, den sie ganz bewusst verwendet, um Ganzhingabe und Ganzannahme geht. Ein Mädchen, das sich dessen bewusst ist, dass etwas Wertvolles und Kostbares in ihm liegt, kann anders mit seinem Leben und seiner Sexualität umgehen und warten, „wem es die Schlüssel seines verborgenen Gartens (Hohelied der Liebe) bei der Eheschließung geben möchte“.

Bis der Zyklus eines Mädchens ausgereift ist, dauert es etwa fünf bis sieben Jahre. Die Beobachtung des Zyklus unterstützt diesen Vorgang. Sie kann wie ein Tagebuch geführt werden und trägt wesentlich zur Identitätsfindung des Mädchens bei. Das Mädchen lernt sich in seiner Weiblichkeit anzunehmen und auch die Fruchtbarkeit wertzuschätzen.

Positive Rückmeldungen

Die Rückmeldungen der Jugendlichen sind durchwegs positiv. Die 19-jährige Medizinstudentin Klara berichtet, dass sie interessante Ergänzungen zu medizinischen Grundlagen erfahren hat. Sie wurde durch den Kurs motiviert, ihren Körper und ihren Zyklus noch besser zu beobachten. Die 14-jährige Elisabeth erzählt: „Es wurde alles sehr gut erklärt, und jetzt verstehe ich alles viel besser!“ Die zwei Jahre ältere Teresa hat es genauso erlebt. Sie ergänzt: „Der Kurs war sehr schön!“ Susanne (13) spricht die offene und freundschaftliche Atmosphäre zwischen den Teilnehmern und der Kursleiterin an, wodurch es leicht gewesen sei, persönliche Fragen stellen. Die Kursleiterin bestätigt: „Jeder ist in seiner vertrauten Umgebung, viele kennen einander, und über Schönes zu sprechen, belebt und begeistert die andern, so dass sie dann auch von ihren Erfahrungen bereitwillig zu erzählen beginnen.“

Auch manches andere, das im Biologieunterricht unklar oder unvollständig blieb, kommt hier zur Sprache. Rebekka ist froh, zusätzlich einiges über Verhütungsmittel erfahren zu haben, was der Öffentlichkeit zum Großteil unbekannt sei. Ihre Sicht zu Verhütungsmitteln, besonders zur Pille, ist dadurch noch kritischer geworden: „Ich merke, dass in unserer Gesellschaft viel mehr Bewusstsein für die körperlichen und geistigen negativen Folgen bei der Frau, dem Menschen und der Natur geweckt werden muss.“ Ausgestattet mit solidem Wissen, bringen die jungen Leute nach dem Kurs sowohl Kompetenz hinsichtlich der natürlichen Empfängnisregelung als auch die anziehende Vision von wahrer Liebe in ihr Lebensumfeld.

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Cornelia Huber Johannes Paul II. Katholische Theologie Theologie des Leibes

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