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Der Weihnachtsmann – eine Erfolgsstory mit Folgen

Wir sollten zum heiligen Nikolaus, dem Ursprung des Weihnachtsmanns, zurückkehren. Denn es geht wie bei so vielem im Leben um mehr als Marketing, Konsum und Haben-wollen.
Coca Cola Santa
Foto: Imago/wolterk | Der Weihnachtsmann, wie wir ihn heute kennen ist das Ergebnis einer langen kulturellen Reise. Den letzten Feinschliff erhielt er in den 1930er-Jahren, als Coca-Cola ihn zum strahlend roten Symbol der Weihnachtszeit ...

Kürzlich haben wir unserem Jüngsten erzählt, dass der Weihnachtsmann nicht etwa aus einer uralten Sage stammt, sondern maßgeblich vor nicht einmal 100 Jahren von Coca-Cola geprägt wurde. Das sorgte für großes Erstaunen, denn wer hört schon gern, dass eine prominente Gestalt der Kindheit das Ergebnis einer Marketingabteilung sein könnte?
Tatsache ist, dass heute der Weihnachtsmann für viele Menschen realer ist als sein echter Urvater: der heilige Nikolaus. Liegt es vielleicht daran, dass wir immer seltener über ihn sprechen? Ist nicht seine Geschichte doch unendlich viel spannender – gerade weil er wirklich gelebt hat und seine Taten keine Erfindung sind? Nikolaus war ein echter Held, dessen Großzügigkeit und Mut Menschen bis heute berühren.

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Als Christen nennen wir wahre Erfahrungen weiterzugeben „Zeugnis geben“. Es geht um Lebensgeschichten, die in vielfältiger Weise das Leben verwandeln. Menschen spüren intuitiv, ob hinter einem schönen Storytelling echte Personen stehen oder nur Verkaufsabsichten. Das gilt für die Flut an Spendenaufrufen genauso wie für die Bilderwelten in der Werbung. Schon Kinder merken, wenn etwas nur künstlich inszeniert ist, wenn es nur ums Geschäft geht.
Umso erstaunlicher ist es, dass viele beim Weihnachtsmann bereitwillig eine Geschichte akzeptieren, von der wir wissen, dass sie nicht ganz stimmt.

Vom Bischof zum Konsum-Opa: Die Metamorphose des Nikolaus

Der Weihnachtsmann, wie wir ihn heute kennen – mit dickem Bauch, rotem Mantel und einem Sack voll Geschenken – ist das Ergebnis einer langen kulturellen Reise. Sein Ursprung liegt beim heiligen Nikolaus von Myra, einem Bischof des 4. Jahrhunderts in Kleinasien, dessen Mildtätigkeit legendär war. Aus seiner Gestalt entwickelten sich über die Jahrhunderte regionale Gabenbringer: der niederländische Sinterklaas, der deutsche Nikolaus, nordische Winterfiguren wie der Julbock oder der Nisse.
Als europäische Auswanderer im 19. Jahrhundert ihre Traditionen nach Amerika mitnahmen, verschmolzen diese Figuren zu „Santa Claus“. Illustratoren wie Thomas Nast gaben ihm sein gemütliches Erscheinungsbild. Den letzten Feinschliff erhielt der Weihnachtsmann schließlich in den 1930er-Jahren, als Coca-Cola ihn zum strahlend roten Symbol der Weihnachtszeit machte – freundlich, nahbar, menschlich und immer mit einer Flasche Coca-Cola in der Hand.

Was sagt dieser Wandel über uns aus?

Was sagt unsere bereitwillige Akzeptanz, unser Umgang mit dem Weihnachtsmann über uns als Generation aus? Vielleicht dies: dass wir uns gern an das Leichte, Bunte und Nette halten – gerade dann, wenn das Leben um uns herum schwerer wird. Denn unbestritten leben wir in einer Welt, die an vielen Stellen zerrissen ist. Täglich begegnen uns Bilder von Menschen, die leiden, fliehen, hungern oder in persönliche Krisen geraten.

Überfordert uns diese Realität und ist es gerade deshalb so verführerisch, in der Vorweihnachtszeit in den Kaufrausch abzutauchen, sich im Einkaufszentrum mit dem gemütlichen Opa mit Rauschebart fotografieren zu lassen oder voller Inbrunst das nächste Schnäppchen zu jagen?

Wenn schon ab August Spekulatius und Lebkuchen in den Regalen stehen, merken wir, wie sehr wir uns eigentlich nach etwas anderem sehnen. Nicht, weil wir nicht gerne naschen oder schenken. Sondern weil wir spüren, wie satt wir von all dem Konsum geworden sind und weil wir Jahr für Jahr deutlicher merken, dass wir für unser Glück viel weniger brauchen, als uns die Werbewelt glauben lässt.

Je älter wir werden und je häufiger uns Nachrichten von Leid und Ungerechtigkeit erreichen, desto stärker wächst in uns die Sehnsucht nach Frieden. Nach Ruhe. Nach Erlösung. Genau nach dem, worum es an Weihnachten im tiefsten Kern geht.

Weihnachten – ein Fest der Befreiung, nicht des Konsums

Diese tiefe Sehnsucht führt uns zurück zu dem, worum es an Weihnachten eigentlich geht: Christus, den Erlöser der Welt, der in der Stille und Armut eines Stalls zur Welt kam. Er war arm, obdachlos, ein Flüchtlingskind. Er lebte unser Menschsein, mit Arbeit, Freude, Liebe und Leid. Und er starb – für uns – am Kreuz.
Noch heute ist er den Armen viel näher, als wir es manchmal glauben. Und vielleicht ist es genau das, was uns heute neu herausfordert: nicht nur Geschenke zu kaufen, sondern selbst ein Geschenk zu werden, damit Christus durch uns in dieser Welt wirken kann.

Zeit für einen Perspektivwechsel

Vielleicht ist es deshalb genau richtig, zum Original, dem Ursprung des Weihnachtsmanns, zurückzukehren. Denn es geht wie bei so vielem im Leben um mehr als Marketing, Konsum und Haben-wollen.

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Es geht darum loszulassen. Abzugeben. Zu schenken. Und – am schwersten von allem – sich selbst zu verschenken. Vielleicht versuchen wir dieses Jahr etwas Neues. Vielleicht machen wir es wie der heilige Nikolaus und überraschen diejenigen, die nichts erwarten. Menschen, von denen wir keine Gegenleistung erhalten. 


Die Autoren arbeiten und feiern das Leben mit ihren fünf Kindern im Rhein-Main-Gebiet.

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