Viele haben im Kindergarten den besten Freund oder die beste Freundin geheiratet. Eine kindliche Spielerei. Manchmal gab es aber für die Sandkastenliebe auch ein Happy-End und es wurde Jahre später wirklich geheiratet. Dass Kinder in Deutschland vor dem Gesetz nicht heiraten können, ist hierzulande normal, denn Kinderehen sind in Deutschland verboten.
Ganz anders in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, Lateinamerika und der Karibik, Südasien sowie Ost-Asien und der Pazifik-Region. Weltweit gibt es circa 765 Millionen minderjährig-verheiratete Eheleute, wie eine heute in New York vorgestellte Studie des Kinderhilfswerks Unicef belegt. Davon sind etwa 650 Millionen Mädchen und 115 Millionen Jungs. Zwar sind die Zahlen von Mädchen in Kinderehen rückläufig, allerdings werden immer noch 21 Prozent aller Frauen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet.
„Für Millionen von Mädchen auf der ganzen Welt ist Heiraten keine Wahl, sondern ein unwillkommenes Ende ihrer Kindheit und Zukunft. Eine frühe Ehe bedeutet eine Verletzung der Kinderrechte“, erklärte die Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore in New York. Kinder-Bräutigame seien gezwungen, die verantwortliche Rolle eines Erwachsenen zu übernehmen. Eine frühe Ehe führe zu früher Vaterschaft und dadurch zu noch größerem Druck, für die Familie zu sorgen. „Durch weitere Forschung, Investitionen und die Stärkung von Jungen und Mädchen können wir diese Kinderrechtsverletzung beenden“, sagte Fore.
Am häufigsten heiraten minderjährige Jungen in der Zentralafrikanischen Republik (28 Prozent), gefolgt von Nicaragua (19 Prozent) und Madagaskar (13 Prozent). Mädchen befänden sich deutlich häufiger in sogenannten Frühehen, hieß es. Jede fünfte junge Frau wurde demnach als Kind verheiratet. Bei jungen Männern käme das bei jedem Dreißigsten vor. Das Risiko einer Kinderehe steige, je ärmer, ländlicher und bildungsferner eine Familie lebe.
DT/KNA/bwi