Ministranten sind heute Mangelware. Ein bis zwei Messdiener beobachten den Priester manchmal dabei, wie er sich Wein, Wasser und Lavabo-Utensilien vom Tischchen holt, nicht ohne im Vorübergehen eine tiefe Verbeugung zu machen, die von den Minis mit einem Nicken goutiert wird. Wenn sie es mitbekommen haben. Man kann nicht die ganze Zeit vom Handy aufblicken. Auch bei Frühmessen am Sonntag sieht man sie noch gelegentlich.
Helfen Geschenke?
Freilich tragen auch Geschenke motivational dazu bei, die Ministranten heute vertragsgemäß nach jeder absolvierten Gemeindemesse erhalten: Beteiligungen an Industriekonzernen oder voll erschlossene Grundstücke in Berliner Randlage – da ist der Kirchenvorstand nicht kleinlich. Stets werden die Minis unter tosendem Applaus verabschiedet, nachdem ihnen der Pfarrer „im Namen der ganzen Gemeinde“ für „ihren heutigen Dienst am Altar“ gedankt hat. Nach der Messe warten die Ministranten vor der Kirche auf die durch ihren Dienst hochkompromittierte Gemeinde: 40 Salutschüsse. Die Limousine fährt vor, um die Messdiener in ein nahegelegenes Wellnesshotel zu bringen.
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