Herr Scherer, in Ihrem Essay über den „Takt“ beschreiben Sie diesen als eine Art Gegenentwurf zur Moralisierung der gesellschaftlichen Diskurse. Hat Sie der Moralismus zum Schreiben des Buches herausgefordert? Jeder hat seine je eigene Dünnhäutigkeit. Bei mir werden die Nerven durch einen, ich traue mich zu sagen: typisch deutschen, moralverhafteten Diskurs strapaziert. Dieser bestimmt nahezu alle Themen, die die Lebenswelt zu bieten hat. An einer Stelle in meinem Essay beziehe ich mich auch auf die Tradition der französischen Moralistik. Und das ist ein spannender Unterschied: die deutsche Moral im Gegensatz zu jener Moralistik, die im 18. Jahrhundert entwickelt wurde, die etwas Leichtes, fast Schwereloses hatte und die ...
„Der Takt ist die Avantgarde der Höflichkeit“
Hier die Verrohung, dort das Moralisieren. Entgegen diesen Trends singt der Philosoph Martin Scherer ein Loblied auf die vergessenen Tugenden der Höflichkeit und des Taktgefühls.
