Universum ohne Gott

Atheist und Popstar: Zum Tod des Physikers Stephen Hawking

Popkultur und Atheismus haben sich schon immer bestens ergänzt. Auch bei dem britischen Physiker Stephen Hawking, der am Mittwochmorgen im Alter von 76 Jahren gestorben ist, war es so. Seine Bücher „Eine kurze Geschichte der Zeit“ (1991) oder „Das Universum in der Nussschale“ (2003) hatten gleich Kultstatus auch unter Jugendlichen erreicht; Hawking trat aber auch in der Zeichentrickserie „Die Simpsons“ oder 1993 in einer Episode der Fernsehserie „Star Trek“ auf.

Hawking, der Mitglied auf Lebenszeit bei der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften war, beschäftigte sich sonst eher mit Quantengravitation und Schwarzen Löchern. Das Universum hielt er für grenzenlos – ohne Anfang und Ende, wie er 1981 bei einer Kosmologietagung im Vatikan erklärte, also auch ohne Ursprung. Damit näherte er sich eher antiken Auffassungen von der Ungeschaffenheit des Universums an, was ihn zum Atheisten machte: „Weil es ein Gesetz wie das der Schwerkraft gibt, kann und wird sich ein Universum selber aus dem Nichts erschaffen... Spontane Schöpfung ist der Grund, warum es statt des Nichts doch etwas gibt, warum das Universum existiert, warum wir existieren.“ Der Physiker hielt es für die einfachste Erklärung des Kosmos, wenn wir diesen ohne Gott erklären. „Niemand schuf das Universum und niemand leitet unser Schicksal. Das führt mich zu der tiefen Einsicht, dass es wahrscheinlich keinen Himmel und kein Leben danach gibt. Wir haben dieses eine Leben, um das großartige Design des Universums wertzuschätzen und dafür bin ich extrem dankbar“, meinte Hawking. Diese entschiedene Ablehnung der Schöpfung und Gottes hinderte Hawking aber nicht, sich Sorgen um die Menschheit zu machen. So hat er in den vergangenen Jahren wiederholt darauf hingewiesen, dass sich die Menschen darauf vorbereiten müssten, zu anderen Planeten auszuwandern, um neue Lebensformen zu gestalten, in denen sie nicht mehr durch die befürchtete Herrschaft der digitalen Welt in ihrer Existenz beschränkt werden. Wie solch ein wohl rein technisches Leben auf einem anderen Planeten gelingen könnte, ist allerdings die Frage. Einen Nobelpreis hat Hawking noch nicht bekommen, weil die theoretisch berechenbare „Hawking-Strahlung“ der Schwarzen Löcher noch nicht nachgewiesen werden konnte. AR

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