Mindestens so alt wie die Literaturkritik selbst ist die Rede von ihrem Tod. Schon oft hat man für sie das Grab ausgehoben, weil man den Sterbeprozess als unaufhaltsam erachtete. Allein heute, in Zeiten des schwersten Umbruchs auf dem Printmarkt, scheint deren Gefährdung realer denn je. Um dem Schrecken etwas entgegenzusetzen, reagieren die Rezensenten in den letzten Jahren nahezu einhellig mit derselben Volte: man inszeniert Skandale. Und zwar solche, die bei Weitem mehr Leser adressieren als jene, die sich für intellektuell ambitionierte Exegesen der Gegenwartsliteratur interessieren.
Unbehagen an der Ästhetik
Die Literaturkritik steckt in der Krise und stimmt verzweifelt in den Chor der Skandalgesellschaft ein – dahinter verbirgt sich eine erratische Strategie.
