Die Wahl von Brett Michael Kavanaugh zum Richter am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika ist ein großer Erfolg für Donald Trump. Der US-Präsident hatte seiner konservativen Basis der Republikaner im Wahlkampf 2016 versprochen, wenn er ins Oval Office einziehe, werde er konservative Richter ins Oberste Gericht der Supermacht berufen. Und genau das macht er nun. Kavanaugh ist schon der zweite konservative Richter (nach Neil Gorsuch im vergangenen Jahr), den Trump in nicht einmal der Hälfte seiner (ersten?) Amtszeit berief.
Der neue Bundesrichter, gerade mit 50 : 48 Stimmen vom Senat denkbar knapp bestätigt, absolvierte in seiner Heimat Maryland eine katholische Jungenschule. Als im Jahr 1997 das sexuelle Verhältnis des Präsidenten Bill Clinton mit der Praktikantin Monica Lewinsky im Weißen Haus bekannt wurde, gehörte er zum Team des Sonderermittlers Kenneth Starr, der die Vorgänge akribisch aufdeckte. Allein das alles würde schon ausreichen, um vom linksliberalen Establishment an Ost- und Westküste gehasst zu werden. Auch so sind die aktuellen Proteste gegen diesen Mann zu erklären. Dass er 2001 Rechtsberater des republikanischen US-Präsidenten George W. Bush wurde, macht die Sache in ihren Augen nicht besser. Und der absolute Horror für die Demokraten in Amerika: Kavanaugh ist weder als Befürworter liberaler Abtreibungsgesetze noch als Freund der sogenannten Homo-„Ehe“ bekannt. So ein Mann im wichtigsten Gericht des Landes mit einer wahrscheinlich für Jahrzehnte festgeschriebenen konservativen Mehrheit dort, das ist ein echter Albtraum für den lange in den Vereinigten Staaten dominierenden linksliberalen Mainstream. Dabei ist Kavanaugh keineswegs so ein schlimmer Konservativer, wie seine Gegner, befeuert von Trump-feindlichen Medien, lautstark herausschreien. Der gläubige Katholik musste sich bei der Senatsanhörung einer intensiven Befragung unterziehen lassen, weil er angeblich als Jugendlicher versucht hatte, eine junge Frau zu vergewaltigen, was er allerdings energisch bestreitet.
Die religiöse Rechte, die wiedergeborenen Christen, haben 2016 zu 81 Prozent für Donald Trump gestimmt. Damit konnte er mehr Stimmen als die Kandidaten George W. Bush und Mitt Romney zuvor hinter sich versammeln. Und dass der neue Präsident nicht bibelfest ist und Zeit seines Lebens schon gar kein gottgefälliges Leben gelebt hat, ist bekannt – aber den meisten Christen und Konservativen in den USA anscheinend egal. Donald Trump ist gewählt worden, um dem Land, der letzten verbleibenden Supermacht, eine komplett andere Richtung zu geben, die auf konservativen und christlichen Werten, aber auch einem Wirtschaftsliberalismus und „America First“ beruhten. Mögen die Umfragewerte des Präsidenten noch schwach sein, bei denen, die ihn 2016 überraschend ins Weiße Haus trugen, ist er bis heute extrem populär. Und das liegt neben vielen unkonventionellen Herangehensweisen dieses Mannes auch an Personalentscheidungen wie der jüngsten für einen neuen Bundesrichter namens Brett Kavanaugh.