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Das „C“ kommt in Bewegung

Ewas in Bewegung gekommen in der Union in den vergangenen Monaten. Man darf wieder konservativ sein in der Union. Von Klaus Kelle
Das „C“ kommt in Bewegung - Tagesposting von Klaus Kelle
Foto: Kerstin Pukall

Ist die CDU für Konservative und Christen verloren? Die Absetzbewegung vieler Mitglieder und Wähler deutet darauf hin. Bei der Bundestagswahl 2017 wechselten eine Million früherer Stammwähler der Christdemokraten direkt zu der rechtskonservativen AfD, der Wählerschwund bei Katholiken war überdurchschnittlich hoch. Die Merkel-Jahre waren und sind eine echte Prüfung für die Menschen, denen das „C“ im Parteinamen Verpflichtung ist, und die sich besonders in ethischen Fragen wie Abtreibung, Sterbehilfe und Stammzellenforschung klare Kante wünschen. Und natürlich bei der Verteidigung der traditionellen Familie aus Mann, Frau und Kindern. Da haben all die Merkels, von der Leyens, Schavans, Polenz' und Taubers den treuesten Anhängern eine Menge zugemutet. Und dennoch, vielleicht gerade deshalb, ist etwas in Bewegung gekommen in der Union in den vergangenen Monaten. Wer hätte vor sechs Monaten zu denken gewagt, dass die CDU-Vorsitzende nicht mehr Angela Merkel heißt? Wer, dass ihr treuester Paladin Volker Kauder nicht mehr Chef der mächtigen CDU/CSU-Bundestagsfraktion sein würde? Beim Bundesparteitag im vergangenen Dezember fehlten ganze 18 Stimmen, damit mit Friedrich Merz ein Kandidat Vorsitzender wird, der für ein klares Alternativprogramm und für einen Richtungswechsel steht – knapp verloren ist auch verloren.

Nun also Annegret Kramp-Karrenbauer: eine sympathische Frau und erfolgreiche Ministerpräsidentin des Saarlandes. Sie brachte es fertig, in ihrer Vorstellungsrede über Lebensschutz zu sprechen und über die Bedeutung des „C“ für die Union. Kaum einer hätte für möglich gehalten, so etwas noch einmal bei einer Kandidatenvorstellung auf einem CDU-Parteitag zu hören. Und das erste, was sie als Vorsitzende einleitete: ein Werkstattgespräch über die Fehler der Flüchtlingspolitik, wo schonungslos offengelegt wurde, was hätte anders gemacht werden müssen.

Nein, die CDU ist für Christen und Konservative noch längst nicht verloren. Am Wochenende traf sich die WerteUnion, eine stark wachsende Basisbewegung konservativer Mitglieder der Union in Köln. Hauptredner war Hans-Georg Maaßen, früherer Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Bewusst hatte er sich dieses Forum für seinen ersten öffentlichen Auftritt nach dem Rausschmiss durch Innenminister Seehofer ausgesucht. Sein „Fehler“ nach den Ereignissen von Chemnitz 2018: Er hatte der Bundeskanzlerin öffentlich die Stirn geboten, die von „Hetzjagden“ auf Migranten sprach. Die hatte es aber gar nicht gegeben. Maaßen, ein Staatsdiener, wie ihn sich die Bürger wünschen: Erst das Land, dann die Partei!

Die Konservativen in der CDU sind erstaunlich stark. Sie haben engagierte Wortführer, wie die beiden furchtlosen Sprecher des konservativen „Berliner Kreises“ in der Bundestagsfraktion: Sylvia Pantel und Klaus-Peter Willsch. 17 Mitglieder hatte die Gruppe vor der Bundestagswahl 2017 – heute sind es 35. Man darf wieder konservativ sein in der Union. Der Kampf um die Seele der Partei Adenauers und Kohls ist noch lange nicht verloren.

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