Würzburg

Tagesposting: Aufruf zum Gebet für unser Land

Statt die Herzen für Jesus öffnen, werden kleinlaut die Türen geschlossen: Wo bleiben die Botschaft und Gebetsaufrufe der Kirchen?
Die Macht des Gebetes
Foto: Adobe Stock | Das fürbittende Gebet hat eine große Macht. Die sollte die Kirche der Gesellschaft gerade angesichts Corona nicht vorenthalten, meint Peter Hahne.

Warum schweigen eigentlich die Kirchen zu Corona, wo sie doch sonst um kein Wort verlegen sind, wenn es um Politik und Gesellschaft geht? Der Kollege, der mich das fragte, hat recht. Gibt man in diesen Tagen die Stichworte „Kirchen/Corona“ in die Internet-Suchmaschinen ein, ist die Rede von abgesagten Gottesdiensten, geschlossenen Kirchen und Gemeindehäusern und Gesundheitstipps. Als handele es sich um eine Eventagentur oder eine Krankenkasse. Kirche droht sich in diesen Tagen der Angst in Bedeutungslosigkeit verabschiedet zu haben. Dabei wären jetzt die Kirchen bei ihrem Markenkern gefragt: Ein flammender Aufruf zum Gebet, zum Gottvertrauen und zu einer Gelassenheit, die nur Jesus Christus schenken kann.

Ich muss immer wieder an das schreckliche Erdbeben denken, das vor zehn Jahren Haiti heimgesucht hat. In den völlig zerstörten Orten kamen verstörte Menschen abends zusammen, um mitten in all dem Elend zwischen Ruinen und Toten zu Gott zu flehen und zu beten, ja sogar zu singen. Dieser glaubensgewisse Hilfeschrei der verzweifelten Menschen brachte den damaligen Krisenreporter und heutigen BILD-Vizechef Daniel Böcking zum Glauben an Jesus Christus. Die Außenhaut dieses Glaubens ist Gewissheit und Gelassenheit. Das wirkt ansteckend und gibt Hoffnung. Was in der Not hilft, das muss echt sein, tragfähig für den Alltag.

„Trauen wir mitten in all unserer menschlichen
Ohnmacht der Allmacht Gottes nicht mehr?“

Statt die Herzen für Jesus zu öffnen, schließen Kirchen kleinlaut die Türen. Sie hecheln weiterhin auf dem Synodalen Weg dem Zeitgeist hinterher, statt jetzt mit dem wichtigsten Angebot zu kommen, zu dem dringendste Nachfrage besteht. Oder trauen wir mitten in all unserer menschlichen Ohnmacht der Allmacht Gottes nicht mehr? Beten schafft Beruhigung, keine Friedhofsruhe. „Unser Herz ist unruhig, bis es ruht in Gott“, meinte der Kirchenvater Augustinus vor 1 600 Jahren. Als vor rund 90 Jahren die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus begann, schrieb der Dichter Reinhold Schneider: „Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten.“ Diese Verse wurden geheim weitergegeben und erreichten nach und nach das Volk. Das hat selbst Nazi-Gegner gestärkt, die keine Christen waren. Wohin sonst sollte man fliehen, wenn man mit seinem Latein am Ende ist? Jetzt an Gott glauben, denn ohne Gott wären wir ohne Hoffnung.

Peter Hahne
Foto: Thomas Schulze (dpa-Zentralbild) | Statt die Herzen für Jesus zu öffnen, werde kleinlaut die Türen geschlossen. Peter Hahne fragt sich, wo Botschaft und Gebetsaufrufe der Kirchen angesichts Corona bleiben.

Wir brauchen jetzt keine Geheimbotschaften, wir dürfen uns frei versammeln in Hauskreisen und Gebetstreffen. Über Donald Trump wird viel gespottet, doch er hatte für den 15. März zu einem „Nationalen Gebetstag“ der USA aufgerufen. Genau das müssten die Kirchen in Deutschland jetzt auch tun: täglich die Glocken läuten und zusammen mit Politikern, die Christen sind, zum Gebet für unser Land aufrufen. „Fürbitte ist Teilnahme an der Weltregierung Gottes“, hat der Tübinger Universalgelehrte Karl Heim in den 1950er Jahren gesagt. Um diese Machtoption sollten wir uns und unser Land nicht betrügen. Das ist die wichtigste Dienstleitung von Christen und Kirchen für unser Volk. Diese Evangelisierung könnte unser ganzes Land erneuern. Und das haben wir auch ohne Corona bitter nötig.

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