Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, kritisierte die Initiative Bischof Voderholzers, alternativen Texten zu den Synodalforen des Synodalen Wegs eine online-Plattform zu bieten (www.synodale-beitraege.de). Das ist zunächst wenig überraschend, gehört es doch schon immer zu den zentralen Irrtümern des ZdK, man besitze die alleinige Deutungshoheit über den innerkirchlichen Diskurs.
Die Foren des Synodalen Weges debattierten bisher entsprechend hinter verschlossenen Türen Papiere, die wie Staatsgeheimnisse gehütet wurden. Transparenz und offener Diskurs als blutleere Imagebehauptung.
Ohne Voderholzers Vorstoß mit weiteren Bischöfen und Mitgliedern der Synodalen Foren hätte man wohl kaum wahrnehmen können, dass es in den Gremien des Synodalen Weges offenbar schwerwiegende Meinungsverschiedenheiten über das deutsch-nationale Kirchenveränderungsprogramm gibt, das man dort abseits der Weltkirche als Aufstand probt. Das Verfahren nach Sternberg sah jedenfalls vor, die jetzt veröffentlichten, alternativen Texte dort diskussionslos unter den Tisch fallen zu lassen.
„Aufs Geld bringt man die Rede in der Regel,
wenn man in einer akuten Notlage die Aufmerksamkeit vom Wesentlichen
in eine inhaltliche Sackgasse lenken will.“
Theoretisch liegen herrschaftsfreie Diskursivität und Partizipation als Eckpfeiler innerkirchlicher Auseinandersetzung voll im Trend des synodalen Selbstverständnisses – hat man nicht gar ein ganzes Forum, das sich um die Machtverhältnisse kümmern will, Mitsprache fordert und demokratische Entscheidungsprozesse, Transparenz? Na also.
Die vielschichtigen und differenzierten Argumente der Alternativen Dokumente im Hinterkopf hätte Sternbergs Erwiderung zum Disput nun praktisch inhaltlich genauso differenziert und interessant werden können. Stattdessen konzentriert sich seine Kritik vielfach medial kolportiert auf diesen Satz: „Sowohl Bischof Voderholzer wie Stadtdechant Picken sind ja profilierte Synodale, die das, wie andere auch, tun. Aufwendige Websites kann allerdings nicht jeder finanzieren.“ Also gut, schauen wir uns das „aufwendige“ Meisterstück an: Die Webseite ist erkennbar unaufgeregt gestrickt. Trockene Texte. Kein einziges Bild. Keine Pop-Ups, kein animierter Schnickschnack. Sieht fast aus wie eine open-source-Lösung. Man könnte also viel dazu sagen, anzuprangern, das sei aufwendig oder gar kostspielig, ist allerdings nahezu ein Witz. Jede Schülerzeitungsredaktion hätte das über das Wochenende mit mehr Lametta gestalten können.
Widerstand gegen Versuche der Ausgrenzung
Aufs Geld bringt man die Rede in der Regel, wenn man in einer akuten Notlage die Aufmerksamkeit vom Wesentlichen in eine inhaltliche Sackgasse lenken will. Es ist eine beliebte Nebelkerzen-Taktik. Voderholzer legt wohl einen Finger in die Wunde, wenn er für argumentative Transparenz sorgt, statt substanzielle Gedanken in der Minderheitenecke versenken zu lassen.
Was soll man nun also tun mit dem Thomas Sternberg-Ablenkungsmanöver? In Ermangelung konstruktiver, fruchtbarer Entgegnungen, werfe ich dann mal die Frage des Geldes als Stichwort zurück. Immerhin arbeitet ja auch der Synodale Weg in meinem Namen als Katholikin, auch wenn man mich nicht fragt, ob ich das alles will. Man arbeitet mit meinen Kirchensteuern, deren Verwendung ich leider nicht steuern, sondern oft nur missbilligen kann. Und man arbeitet angeblich gar in meinem Namen als Laie in der Kirche, auch wenn ich mich in den Dokumenten des ZdK und des Synodalen Weges inzwischen als „Lai*in“ bezeichnen lassen muss, was ich gerichtlich sicher einmal als wasserfestes Beweisstück anführen kann, dass ich persönlich ganz sicher nicht gemeint sein kann.
DBK und ZDK weigern sich, über Geld zu reden
Weder das ZdK noch die Deutsche Bischofskonferenz waren auf Anfrage bereit, das Budget des Synodalen Weges preiszugeben, immerhin unsere Kirchensteuern und erstaunlich für ein Projekt, das selbst nach „Transparenz“ ruft. So bleibt nur die Zahl 2, 67 Millionen Euro übrig, das weist das ZdK 2018 als Jahresbudget seiner Arbeit aus, neuere Zahlen erhält man nicht.
Und ohne Voderholzers Zahlen zu kennen, würde ich kühn behaupten: Das Problem finanziell „aufwendiger“ Diskursarbeit bei gleichzeitig fragwürdigem Nutzen scheint mir doch woanders angesiedelt.
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