Jubiläums-Jahre von Dichtern können grausam sein: unzählige Bleistifte, Lesezeichen, Torten und T-Shirts mit dem Konterfei des Jubilars müssen produziert und gekauft werden. Literarische Themenreisen, Leseveranstaltungen und Museumsevents werden zu lebensnotwendigen Stützen der Erinnerungs- und Gedenkkultur hochstilisiert. Schlimmer sind nur die literarisch getarnten Annäherungen, Hommagen oder Vergegenwärtigungen an das zu feiernde Werk, die zu feiernde Person. Unter dem Schein der Verehrung findet sich in dieser Abteilung oft ein Sammelsurium der Eitelkeiten, verknüpft mit stilistischen Schlampereien, auf die - entweder aus Termindruck oder aus Unvermögen - keine Rücksicht genommen werden konnte.
"Religiös nicht sehr begabt"
"Mein Stifter": Der Schriftsteller Arnold Stadler sucht Verbindungen zum österreichischen Erzähler. Von Stefan Meetschen