Wer hätte je gedacht, dass ausgerechnet ein Präsident Trump die Philosophie beeinflussen und dem Realismus neuen Aufschwung geben würde? Ohne die linken Gralshüter der Postmoderne um Erlaubnis zu fragen, hat er deren Konstruktivismus in den Dienst seiner politischen Agenda gestellt: Wenn es, wie der Konstruktivismus meint, keine knallharten Fakten gibt, sondern nur Beschreibungen der Welt, keine objektive Wirklichkeit, sondern nur subjektive Interpretationen, dann ist die Trumpsche Rede von alternativen Fakten völlig konsequent. Indem man Trump nun Lügen vorwirft, kehrt man notgedrungen wieder zum ausrangierten Wahrheitsbegriff zurück.
Feuilleton
Realismus trotz Metaphysikabstinenz?
Julian Nida-Rümelin macht das Dilemma deutlich, in das der Realismus ohne Gott gerät. Von Engelbert Recktenwald FSSP