Cancel Culture. Abkanzeln, das kennt man ja. Aber „cancel“? Absagen! Eigentlich eine Absage an Diskriminierung. Allerdings eine mit Ansage. Und die, die das Sagen haben, die „woken“, die Culture Checker, schlagen nun wilder um sich denn je. Da wird dann auch schon mal die Freiheit gecancelt, also: abgesagt. Die der Kunst, die der Wissenschaft, die der Meinung. Und die der Mode (soweit die nicht schon einem der drei vorgenannten Bereiche zugerechnet werden kann).
Dreadlocks unter Verdacht
Wer zum Beispiel Dreadlocks trägt, wird abgesägt. Beziehungsweise abgesagt. Dreadlocks gehen gar nicht. Im linken Lager, in denen Dreadlocks bisher zum guten Ton gehörten, ist eine große Irritation spürbar. War die Frisur nicht ehedem ein nonkonformistisches Fanal gegen das Establishment? Ein Zeichen „gegen rechts“? Und urplötzlich steht der Rasta-Mensch unter Rassismusverdacht! So schnell kann's gehen. Denn: Dreadlocks zu tragen ist ein Akt „kultureller Aneignung“ und das ist seit ein paar Monaten rassistisch. Muss man wissen, wenn man „woke“ sein will.
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