Werner Welzig (1935–2018) renommierter Literaturwissenschaftler und langjähriger Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ist am 26. Februar gestorben. Österreich verliert mit Welzig einen eigenwilligen Intellektuellen, einen herausragenden Germanisten und einen der größten Wissenschaftspolitiker der letzten Jahrzehnte. Der brillante Redner und Vortragende – legendär seine Vorlesung über Goethes „Faust II“ – war ein leidenschaftlicher Nachdenker über Texte und in diesem Sinne ein wahrer Philologe. Neben den Autoren Abraham a Santa Clara, Erasmus von Rotterdam, Franz Grillparzer, Adalbert Stifter und Arthur Schnitzler, stand die Textsorte Predigt über Jahrzehnte im Fokus der Forschung Welzigs: Von der Barockpredigt, über Predigt in der Literatur, bis hin zu den säkularen, aber durchaus predigthaften Reden in Karl Kraus' Zeitschrift „Die Fackel“. Eine zentrale Erkenntnis Welzigs, die sich in seinem Forschungsschwerpunkt niederschlägt, war jene des Bewusstseins, dass die Textsorte Predigt eine weit über den kirchlichen Bereich hinausgehende Bedeutung für die Kultur und Literatur des deutschen Sprachraums hat. Neben einem „Katalog gedruckter deutschsprachiger Predigtsammlungen“ zählen eine Anthologie von „Predigten der Barockzeit“ und das „Wörterbuch der Redensarten zu Karl Kraus' Fackel“ zu den großen Werken des Verstorbenen. Gudrun Trausmuth
Predigtforscher Werner Welzig ist tot
Werner Welzig (1935–2018) renommierter Literaturwissenschaftler und langjähriger Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ist am 26. Februar gestorben. Von Gudrun Trausmuth