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Yesflix: Streamen, aber christlich

Der Zweig des St. Benno Verlags „Vivat!“ präsentiert mit „Yesflix“ eine Streaming-Alternative für Christen. Eine echte Daueroption ist die Seite aber noch nicht.
Yesflix der christliche Streamdienst
| Yesflix bietet harmlose FIlme für Die ganze Fmailie an. Es fehlt allerdings noch an hochwertigeren Produktionen.

Was es in den USA schon lange gibt, feiert jetzt auch in Deutschland eine Premiere: Der Versuch, eine christliche Alternative zu Netflix, Disney+ und Co. auf den Markt zu bringen. Mit „Yesflix“ verfolgen die Macher das Ziel, Entertainment mit Wertevermittlung zu verbinden. Die Website verspricht ein „kontinuierlich wachsendes Angebot“ seines konfessionsübergreifenden Programms und bietet neben Filmen, Serien und einem Journal mit Blogs auch Liveübertragungen von Gottesdiensten.

 

Angeboten wird „Yesflix“ von „Vivat!“, einem Geschenk- und Buchhandel aus dem christlichen St. Benno Verlag. Die vier deutschen Diözesen Magdeburg, Erfurt, Dresden-Meißen und Görlitz sind an dem Verlag beteiligt. Ein weiterer Betreiber ist Tellux, eine Filmproduktion der deutschen Bistümer.

Gutes Programm für Kinder und Jugendliche

Für christliche Familien kann sich das Abonnement, das mit 7,99 Euro im Monat vergleichbar mit Netflix ist, durchaus lohnen. Das Programm von „Yesflix“ ist tatsächlich so harmlos, dass man Kinder und Jugendliche durch die Bibliothek stöbern lassen kann. Für den entspannten Filmabend mit der Familie bietet „Yesflix“ eine Reihe von nostalgischen, unproblematischen Filmklassikern wie die Teenie-Dramödie „Eine für vier“ oder die dramatisierte Biografie der Illustratorin Beatrix Potter „Miss Potter“.

Neuere Spielfilme sind eher spärlich und auch qualitativ nicht immer auf dem höchsten Stand; so zum Beispiel der australische Film „Miss Fisher und die Gruft der Tränen“ von 2020, dessen Kritiken bei Veröffentlichungen eher mäßig ausfielen.

Gute Ideen, aber fehlende Mittel zur Umsetzung

Der Kinderkatalog von „Yesflix“ - zentraler Bestandteil eines Streaming-Dienstes, der sich Wertevermittlung auf die Fahnen geschrieben hat - ist zwar erst einmal gut gefüllt. Ob Kinder sich aber mit schlechter animierteren Versionen bekannter Märchen zufriedengeben und nicht doch lieber die Original-Cinderella oder -Mulan aus dem Hause Disney sehen möchten, steht auf einem anderen Blatt.

Auch andere Filme aus No-Name-Häusern wie „Abenteuer in Jerusalem: Jesus und die Tiere“ zeugen zwar von guten Ideen, aber fehlenden Mitteln zur Umsetzung. Natürlich spiegelt das eher die Situation der Filmproduktion und des Lizenzmarktes wieder – es gibt einfach wenig gute Kinderfilme, die für einen Service wie „Yesflix“ bezahlbar wären.

Große Auswahl an christlichen Filmen

Unter den etwas älteren Filmen im Angebot gibt es durchaus einige Hingucker, die auch für ältere Kinder spannend sein können, so bietet zum Beispiel der exzentrische Stop-Motion-Film „Toys in the Attic“ von 2009 Fantasie und träumerische Musik.

Das größte Repertoire verzeichnet „Yesflix“ bei dezidiert christlichen Filmen: „Der Fall Jesus“, die Bekehrungsgeschichte eines atheistischen Journalisten, ist hier zu finden, ebenso wie „The Other Side of Heaven“, die die Geschichte eines mormonischen Missionars erzählt. Die meisten dieser Filme stammen anscheinend aus dem christlich-evangelikalen Umfeld; Biblisches und Cowboy-Geschichten fließen ineinander über.

Heilige, Lobpreis und Dokumentationen

Auch hier gibt es Stücke, die zum Beispiel Katholiken interessieren könnten: Die Geschichte der Heiligen Bernadette oder von Sir Thomas Becket; oder eine Verfilmung vom Buch Esther. Mit zwei Serien aus den letzten fünf Jahren, „Vindication“ und „Smoketown“ bietet „Yesflix“ auch glaubensbasierte Geschichten aus dem Krimigenre. Ein wenig fehlt hier der aktuelle Jesus-Schlager „The Chosen“ im Repertoire, der zur Zeit bei Netflix läuft; hier wäre der Anschlusspunkt für aktuelle und qualitativ hochwertige Produktionen der christlichen Szene.

„Yesflix“ hat neben den Krimiserien und dem Western-Drama „Heartland“ außerdem eine Reihe von religiösen und Naturdokumentationen im Angebot, sowie eine Bandbiografie der Lobpreis-Stars „Hillsong“ – auch für jüngere Lobpreis-Fans interessant. Einfache, katechetische Bildung bietet die Reihe „100 Sekunden“ von Missio Österreich an, die man zum Beispiel beim Firmunterricht einsetzen kann.

Online im Angebit: Gottesdienste, Anbetung, Rosenkranz

Neben der Filmauswahl bietet „Yesflix“ auch die Möglichkeit, Gottesdienste sowie Anbetung und Rosenkranzgebet online mitzuverfolgen: Regelmäßig gibt es Streams aus der Abtei Münsterschwarzach, der Kathedrale Dresden, dem Kölner Dom sowie von Missio Österreich. Netflix, Disney+ oder Amazon Prime wird „yesflix“ bei den meisten Christen so schnell nicht ablösen – viele Serien und Filme lassen sich auf den bekannten Diensten genauso oder besser finden.

Der Vorteil liegt klar darin, dass Eltern oder Großeltern hier nicht vorsortieren müssen. Und junge Erwachsene stoßen hier vielleicht einfacher auf Inhalte, die zur Erhebung ebenso wie zur Unterhaltung beitragen können. Ideal wäre eine Verbindung mit hochwertigeren Produktionen wie „The Chosen“, einer größeren Auswahl an besseren und neueren Filmen – oder sogar eigenen Formaten, die sich mit wenig Aufwand herstellen lassen, à la „100 Sekunden“, nach dem Vorbild des US-Medienportals „Ascension Press“. Beschauliches und Vertrautes, das macht  „Yesflix“ für Zuschauer  aktuell interessant  – Exzellenz und Relevanz könnten noch dazukommen.

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