Die Macht der Tech-Konzerne nimmt stetig zu. Was viele nicht wissen: Über jeden Menschen werden pro Sekunde 1,7 Megabyte Daten erzeugt. Tech-Konzerne wie Facebook sammeln diese Daten. Aus diesen Daten wird Wissen, aus Wissen wird Geld – und Geld ist bekanntermaßen Macht. Bleiben wir bei Facebook: Jeden Monat nutzen 2,9 Milliarden Menschen das Netzwerk. Schon allein im weltweiten Vergleich der Seitenaufrufe unter den Sozialen Medien liegt das Zuckerberg-Netzwerk uneinholbar vorne – und liegt bei einem Weltmarktanteil von 73,3 Prozent. Zum Vergleich: Standard Oil, der Petroleumkonzern von Rockefeller, hatte einst auf dem Ölmarkt einen Weltmarktanteil von 70 Prozent – und wurde daraufhin folgerichtig zerschlagen.
„Daten sind das Öl von heute“
Warum dieser Vergleich wichtig ist: Daten sind das Öl von heute. Der Umsatz von Facebook betrug im Jahr 2020 rund 86 Milliarden US- Dollar. Doch auch Amazon, Twitter, Google, Apple und nicht zuletzt Microsoft können es, jeder für sich allein, hinsichtlich ihrer Wirtschaftskraft längst mit kleinen und mittleren Staaten aufnehmen. Allein Apple ist mit 2,29 Billionen US-Dollar an der Börse mehr wert als der gesamte DAX, auch Microsoft ist mit einer Marktkapitalisierung von 1,2 Billionen Dollar in etwa so groß wie alle im DAX vertretenen Unternehmen.
Daten sind die Macht: Wer hält welche Daten und kann was damit tun? Antwort: Die Konsumdaten der Handelsriesen, die Informationen über Geldflüsse der Bevölkerung bei den Bezahldienstleistern und zahlreiche Unternehmensdaten liegen längst in den Händen der Clouddienstleister. Sowohl Amazon als auch Alibaba oder Microsoft generieren einen Großteil ihrer Umsätze inzwischen auf dem Cloudmarkt. Welche Macht Clouddienstleister haben, zeigte sich Anfang 2021 als Amazon den Twitter-Konkurrenten Parler einfach abschaltete. Binnen Sekunden hatte das Unternehmen seine kompletten Daten verloren und war nicht mehr fähig seinen Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.
Das kommunistische Regime Chinas fackelt nicht lange und handelt rigoros
Nicht nur in den USA sind mächtige Tech-Konzerne herangewachsen. In China hat Alibaba, der Handelskonzern, den man das chinesische Amazon nennt, einen Marktanteil von 80 Prozent. Der Umsatz des Konzerns wird für das Geschäftsjahr 2020/21 mit 114,5 Milliarden Dollar angegeben. Die Regierung in China fremdelt mit solcher Macht. Der Gründer von Alibaba, Jack Ma, war nach regierungskritischen Äußerungen für einige Zeit einfach verschwunden. Der Bezahldienst Alipay, der zu Alibaba gehört, muss das Geschäft mit Kleinkrediten auslagern. Es ist offensichtlich: Peking greift jetzt im großen Stil gegen die Macht der Tech-Konzerne durch.
Doch auch in den USA löst die Machtfülle der Tech-Konzerne mittlerweile Handlungsbedarf aus: Die Vorstandschefs der größten Konzerne werden in den USA bereits regelmäßig zu Anhörungen vor den Kongress zitiert. Das US-Justizministerium reichte eine Kartellklage gegen Google ein. Die Federal Trade Commission klagt gegen Facebook. Denn: Monopole bedrohen die Freiheit. Dennoch ist den USA und China die Ambivalenz im Umgang mit ihren Tech-Riesen anzusehen: Einerseits darf die Politik den Primat der Macht nicht abgeben, andererseits werden die Riesen im Wettbewerb um die weltweite Vormachtstellung im Netz und im Wettkampf der Systeme dringend benötigt. Das Dilemma von: Medien.Macht.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.