Mit der Satire ist das so eine Sache. Sie verlangt Können von denen, die sie betreiben. Sie verlangt Intelligenz und Biss. Sie bedient sich der Übertreibung oder der Untertreibung. Sie will treffen. Und, ja, auch irgendwie wehtun. Nicht jeder verträgt Satire. Und nicht jeder, der sie zu können glaubt, kann auch Satire. Die gebotene Behutsamkeit, Genauigkeit und mentale Präzisions-OP geht schon mal daneben. Zum postfaktischen Ritus gehört aber auch, dass diejenigen, die die ohnehin viel weiteren aber durchaus noch vorhandenen Grenzen unachtsam und sensibilitätsfrei ignoriert haben, die Kritik an oder gar Empörung über angerichtete Verletzungen so gar nicht mögen und ihrerseits empört darauf verweisen, dass es doch so etwas wie Freiheit der Kunst gibt. Darf Satire also immer alles? Darf Satire auch immer überall alles?
Wir wissen, dass religiöse Gefühle besonders verletzlich sein können. Vermutlich, weil bei vielem, was da verletzt werden kann, vieles ist, was den Betroffenen besonders heilig oder kostbar ist. Da ist dann von denen, die sich als Satiriker ausgeben, eine Extraportion Fingerspitzengefühl gefragt. So gesehen ist Satire dann eine hohe Kunst, oder besser: sollte mit einer fein ausgeprägten Sensibilität und einem ebensolchen Respekt gepaart sein. Wenn es zum Beispiel um Karikaturen des den Muslimen so wichtigen Propheten Mohammed geht, haben das manche gelernt beziehungsweise lernen müssen.
„Übertünchte Niveaulosigkeit vor
feixender Kulisse der Anstandslosigkeit“
Wenn es in Deutschland um die katholische Kirche geht, kann man nicht immer den Eindruck haben, dass diese Kunst wirklich immer beherrscht oder gar gewollt ist. Bisweilen versteckt sich da prä- oder postpubertäres Unvermögen hinter der Fahne ach so cleverer Kunst, ist aber in Wirklichkeit nichts als das selbstverliebte Erheischen billigen Applauses auf Kosten von Qualität und Anstand. Übertünchte Niveaulosigkeit vor feixender Kulisse der Anstandslosigkeit. Hauptsache, man bedient die eigenen Komplexe und Lebensbrüche auf Kosten anderer. Das alles verkauft man dann mediengerecht als Komik.
Die selbsternannte Komikerin Carolin Kebekus scheint davon etwas zu verstehen. In einem Video arbeitet sie, die aus der Kirche austrat und deren frivole „Kirchensatire“ 2013 gar einem WDR – und das will was heißen – zuviel war, sich mal wieder an der Kirche ab. Psychologen und Psychotherapeuten könnten sicher geistreich erklären, warum das so ist. Die „Künstlerin“ nimmt sich der Frau in der Kirche an. „Nächster Papst wird eher 'n Heide, als jemand mit 'ner Scheide. Wir haben euch gewaschen, euch die Kutten gebracht, zum Dank habt ihr uns alle dann zu Nutten gemacht“, verlautet sie.
KDFB-Präsidentin Flachsbarth lobt Kebekus
Mutig? Hilfreich? Geistvoll? Wohl kaum. Eher feige und primitiv. Und in der Pauschalisierung „alle zu Nutten“ auch noch Missbrauch des Missbrauchs „vom Feinsten“. Kebekus meint wohl, die „Kirche gehe den Bach runter“, weil Frauen keine Priesterinnen werden können. Die Ex-Katholikin weiß offensichtlich auch in dieser theologischen Frage weniger als nichts – was aber nachweislich nicht einer geistlosen Rücksichtslosigkeit im Wege steht. Wir müssen hier nicht erörtern, warum die „deutsche“ Kirche möglicherweise wirklich „den Bach runter“ geht. Das will die Kebekus im Zweifel auch nicht wirklich wissen.
Einen Grund aber könnte man doch andeuten. Denn wenn die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes, eine gewisse Maria Flachsbarth, der Komikerin sofort zur Seite springt und ihr lobend huldigt, dann ist auch das ein schräger Dicker Hund. Pardon, eher eine ganz Dicke Hündin!
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