Glosse: Es lebe die Volksgesundheit

Sie ist wieder da: die Volksgesundheit. Ja, Dreifachdonnerwetter, wundert sich der besorgte Volkskörper, pardon Bürger, ist der Schoß denn fruchtbar noch? Doch keine Sorge, diesmal geht es schließlich nicht um das mit der Volksgesundheit eigentlich unvermeidlich verbundene Braunwerden, sondern ums gerade Gegenteil. Seit Jahren warnt die Weltgesundheitsorganisation vor dem Solarienbesuch: Zuviel UV-Strahlung könne irgendwann im Leben des solchermaßen Gebräunten Krebs auslösen. Weshalb der Essener Stadtrat sich am vergangenen Mittwoch zu dringendem Handeln genötigt sah und Betreiber von Solarien künftig mit einer „Vergnügungssteuer“ belegt. Um „wesentliche Lenkungszwecke“ zu verfolgen und „aus Gründen der Volksgesundheit die Zahl der in Essen betriebenen Geräte zu beschränken“, wie es in der entsprechenden Verwaltungsvorlage heißt. Raucher kennen das Modell: zusätzlich zum Produkt zweifach zahlen für den Staat, einfach obendrauf noch mit schlechtem Gewissen. Herrlich, rufen die Essener, wie nützlich und einkünftig die Tugendhaftigkeit doch ist. Und dabei allenfalls die ebenso gleichmäßig rauchenden wie künstlich gebräunten Unterschichten gegen sich aufbringt. Es lebe die Volksgesundheit!

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