„Wir werden noch ganz andere Fragen zu klären haben
im geschlechtergerechten deutschen Fußball,
denn der DFB hat gerade erst für die kommende Saison entschieden,
dass Inter- Trans und „nicht-binäre“ Menschen (...) jetzt selbst aussuchen dürfen,
ob sie bei Männern oder Frauen mitspielen“
Wenn Sex politisch ist, dann ist es der Fußball allemal! Die Welt der Geschlechtervielfalt hat lange darauf warten müssen, dass endlich in deutschen Sportstätten – bekanntlich Testosteron-wabernde Vorhöllen der hetero-weißen Matrix – die Geschlechtergerechtigkeit Einzug hält. Nachdem mit „Fußball gegen Rassismus“, „Fußball gegen Homophobie“ und neuerdings Kniefällen als verordneten Zwangsvorstellungen vor Spitzenspielen schon lange das politische Statement des Sports manchen wichtiger war als ein real geschossenes Tor, war es nur noch ein kleiner Schritt zum geschlechtergerechten Fußball.
„Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand”, hieß es noch 1955 in der Begründung, als der deutsche Fußballbund (DFB) den Frauenfußball offiziell gar verbot. Mit Sätzen wie diesen reicht man heute als Mann am besten zeitgleich die Kündigung mit ein. Selbst meine damals 7-jährige Tochter hätte wortreich widersprechen können, als sie damals in der 1. Klasse mit dem Team der „Ole-Kickers“, benannt nach dem Klassenfrosch, als einziges Mädchen in der Mannschaft ihren ersten durchschlagenden Fußballerfolg feierte.
Ideologien bemächtigen sich des Sports
Jetzt haben die deutschen Fußball-Nationaldamen vor Millionenpublikum (zumindest im TV) den Vize-EM-Meistertitel im Wembley-Stadion geholt und man sagte mir, Deutschland sei jetzt im Frauenfußball-Fieber. Ich musste gleich googeln, war dies doch an meinem persönlichen Sommerloch jedenfalls vorbeigerutscht.
In der Wochenzeitung „Die Zeit“ schreibt sich ein Kollege die Finger wund über den neuen, verdienten „Hype“ rund um den Frauenfußball, seine neue Beliebtheit gründe auch auf seiner „neuen Vielfalt“. Die Damen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg fordert endlich ein „Grundgehalt“ in der Bundesliga, die grüne Familienministerin Lisa Paus lobt die DFB-Damen als Vorbilder „für gleiche Chancen und Rechte für Frauen und Männer und fordert gleiche Bezahlung für mehr Gleichberechtigung, was selbst der Bundeskanzler wortreich unterstützt. Zeit, die Dinge wieder mal vom Kopfball auf die Füße zu stellen:
Gezahlt wird nach wirtschaftlichem Erfolg
Es ist nicht Diskriminierung, sondern Marktwirtschaft, dass Profifrauen im Fußball weniger als die Herren verdienen. Weil sich eben trotz massenmedialer Bemühungen im Herbeireden von Fußball-Sommermärchen einfach nicht mehr Zuschauer in den Stadien die Frauen-Spiele ansehen wollen, als Bayern München allein schon beim Warmlaufen an normalen Trainingstagen an Fans auf der Tribüne versammelt. Zuschauerzahlen generieren Werbeverträge und Einnahmen. No Zuschauer – No Fun – No Money. Die simpelste Gleichung aus Angebot und Nachfrage.
Wenn das Zuschauerinteresse an einem Sport nämlich kein Gradmesser mehr sein darf, müssten ansonsten auch alle anderen Nischensportarten gleichberechtigt in die Sport- und Tagesschau. Sozusagen eine Quote für Sportminderheiten inklusive Grundgehalt. Interessiert zwar niemanden, aber wir senden trotzdem brandheiße Bilder vom neuen Outfit der Synchronschwimmerinnen, Baumstammwerfen von den Ritterspielen in Mönchengladbach und den Remlinger Eierlauf!
Männlein oder Weiblein? Alles eine Frage der Imagination
Wer den Frauenfußball weiterhin ignoriere, werde „zunehmend zum Teil einer Minderheit“, orakelt der Kollege der „Zeit“ weiter und wenn „Manni und Helmut künftig über Fußball reden“, würde er sie demnächst fragen müssen: „Sprichst Du von Männern oder Frauen?“ Falsch, wir werden noch ganz andere Fragen zu klären haben im geschlechtergerechten deutschen Fußball, denn der DFB hat gerade erst für die kommende Saison entschieden, dass Inter- Trans und „nicht-binäre“ Menschen (eine offenbar nicht-terrestrische Lebensformen, man arbeitet beim DFB weitsichtig auf eine interstellare Liga hin) jetzt selbst aussuchen dürfen, ob sie bei Männern oder Frauen mitspielen, das gilt für den Amateur- und Jugendbereich, sowie im Hallenfußball.
Wenn sich Manni und Helmut also demnächst als Frauen „identifizieren“ und sich für die Damenmannschaft anmelden, bekommt die Geschlechtergerechtigkeit spätestens in der Damendusche ganz sicher noch einen ganz eigenen Kick - oder auch ein emanzipatorisches Eigentor.
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