„Es war spät abend als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schlossberg war nichts zu sehn, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Schloss an. Lange stand K. auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führt und blickte in die scheinbare Leere empor.“ Die ersten Sätze von Kafkas letztem, Fragment gebliebenen Roman könnten genauso gut eine Gruselgeschichte einleiten, nur dass bei Kafka weder blutrünstige Grafen noch Frankenstein nötig sind, um eine befremdliche und bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen – kalt und menschenfeindlich wie der unaufhörliche Schneefall, in den das Geschehen eingehüllt ist. K. kommt als Fremder in das Dorf, das „Besitz des ...
Franz Kafka: „Das Schloss“
Entfremdet in der Moderne
