Film & Kino

"Widows - Tödliche Witwen"

Vier Frauen und ein Raubüberfall: „Widows – Tödliche Witwen“ bietet nicht nur einen perfekt getimten Genrefilm, sondern vor allem sehr präzise gezeichnete Figuren. Von José García
Filmszene aus " Widows"
Foto: Fox

Bei einem Raubüberfall in Chicago kommen die Mitglieder einer von Harry Rawlings (Liam Neeson) angeführten Gangsterband ums Leben, die Zwei-Millionen-Dollar-Beute wird vernichtet. Harrys Witwe Veronica (Viola Davis) hatte bis dahin zwar ein Leben in Luxus genossen, aber von den kriminellen Machenschaften ihres Mannes nichts wissen wollen.

Veronica will einen Raubüberfall durchziehen, den ihr Mann längst geplant hatte

Dies ändert sich schlagartig, als der Rivale ihres Mannes Jamal Manning (Brian Tyree Henry) und sein Sohn Jatemme (Daniel Kaluuya) plötzlich bei ihr auftauchen, um von ihr die von Harry geraubten zwei Millionen Dollar zurückzufordern. Zwei Monate Zeit hat sie, um das Geld zu verschaffen, mit dem Manning einen Kommunal-Wahlkampf finanzieren möchte. Zusammen mit den anderen Witwen der Gang-Mitglieder entscheidet Veronica, einen Raubüberfall durchzuziehen, den ihr Mann längst geplant hatte.

Sehen Sie hier den Trailer zum Film

Steve McQueen liefert mit „Widows – Tödliche Witwen“ einen lupenreinen „Heist-Movie“ (Raubüberfall-Film), der zeitgeistkonform sogenannte Geschlechterklischees auf den Kopf stellt. Denn hier stehen in einem bisher von Männern dominierten Filmgenre Frauen im Mittelpunkt. Ebenfalls im Trend: Die Gruppe der vier Frauen, die den Raubüberfall planen, ist multiethnisch besetzt – zur Afroamerikanerin Veronica kommen die Mexikanerin Linda (Michelle Rodriguez) und die russischstämmige Alice (Elizabeth Debicki) sowie als Fluchthelferin die ebenfalls Afroamerikanerin Belle (Cynthia Erivo) hinzu.

Bei aller Action liegt der Fokus auch auf der Figurenzeichnung

Linda, deren Mode-Laden von ihrem Macho-Freund verschachert wurde, steht deshalb vor dem Nichts. Alice hat in ihrem Leben immer einstecken müssen. Ähnlich ergeht es der alleinerziehenden Friseuse Belle, die mit zwei Jobs kaum über die Runden kommt. Steve McQueen konzentriert sich bei aller Action auf diese Figurenzeichnung, wobei er von erstklassigen Schauspielerinnen unterstützt wird – das macht  „Widows – Tödliche Witwen“ zu einem herausragenden Film.

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

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