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„The Rock“ als Charakterdarsteller? Aber Ja!

Der schwerste Kampf ist der mit sich selbst: Zwischen Wrestling-Show und persönlichen Tragödien werden in „The Smashing Machine“ auch die Schattenseiten des Profisports thematisiert.
Dwayne Johnson, Emily Blunt
Foto: A24 | Emily Blunt and Dwayne Johnson als Paar zwischen Höhen und Tiefen in "The Smashing Machine".

Dwayne Johnson wächst als Charakter-Darsteller mit Perücke und Gesichtsprothese in seiner neuen Rolle über sich hinaus. Der ehemalige Wrestler und Hollywood-Gigant „The Rock“ hat in seiner beeindruckenden 25-jährigen Fernseh- und Filmkarriere bereits in mehr als 50 Kinofilmen und TV-Serien mitgewirkt. Jedoch spielte der Muskelberg in seinen zahlreichen Komödien und Actionfilmen („Fast & Furious“ und „Jumanji“-Filmreihe) überwiegend immer nur sich selbst. Dafür wurde er zwar von Fans gefeiert, aber von den Filmkritikern weltweit verrissen, wie zuletzt für seine schauspielerischen Leistungen in „Red Notice“ (2021), „Black Adam“ (2022) und „Red One“ (2024), wo haufenweise Spott und Hohn auf ihn einprasselten.

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Das scheint sich der 53-jährige Superstar wohl zu Herzen genommen zu haben, denn in seinem neuen Kinofilm, dem auf wahren Ereignissen beruhenden Biopic-Drama „The Smashing Machine“, begeistert er in der Rolle seines Lebens und beweist mit enormer physischer und mentaler Präsenz, dass mehr in ihm steckt, als man es ihm bisher zugetraut hat. Er spielt den US-Ringer Mark Kerr, eine Legende der Mixed Martial Arts, einen UFC-Champion, der sich in den 1990ern an die Spitze der MMA-Welt kämpfte – unnachgiebig im Ring, rastlos und zerrissen im Leben.

Facettenreich, verletzlich: eine völlig neue Seite

Dabei offenbart „The Rock“ in seiner Ausnahmeperformance eine völlig neue Seite von sich: facettenreich, verletzlich und mit einer starken schauspielerischen Leistung spielt er einen Mann, der an seinem rauschhaften Leben im Kampf gegen die eigenen Dämonen fast zerbricht. Bei der Weltpremiere des Sportler-Dramas, während der 82. Internationalen Filmfestspiele von Venedig, wurde Dwayne Johnsons vielschichtige Darstellung mit 15 Minuten langen Standing Ovations vom Publikum gefeiert. Regisseur, Drehbuchautor & Produzent Benny Safdie („Der schwarze Diamant“) nahm den Silbernen Löwen für die beste Regie mit nach Hause. Der vom Independent-Erfolgsstudio A24 produzierte Film gilt somit bereits jetzt schon als heißer Anwärter für die kommende Awards-Saison und „The Rock“ als ernst zu nehmender Oscar- und Golden-Globe-Kandidat. An der Seite von Dwayne Johnson ist die Oscar-nominierte Schauspielerin Emily Blunt („Oppenheimer“) als Dawn Staples zu sehen, Mark Kerrs Lebensgefährtin, mit der ihn über viele Jahre eine toxische Liebesbeziehung verband und die für ihn sowohl ein emotionaler Anker war, als auch eine seelische Belastung auf seinem Weg zum Ruhm.

Emily Blunt, mit der Dwayne Johnson bereits in dem Action-Abenteuer „Jungle Cruise“ (2021) zu sehen war, harmoniert erneut sehr gut mit dem Hünen und zeigt ebenfalls eine starke Schauspielleistung. Auch sie spielt in dem packenden Drama ihre ambivalente Rolle mit einer kraftvollen Intensität.

„The Smashing Machine“ dreht auf eine interessante Weise gängige Sportfilm-Muster um: Hier geht es nicht darum, dass ein angeschlagener Underdog wie „Rocky“ das Siegen erst noch lernen muss, sondern um einen MMA-Kämpfer, der bisher nur das Siegen kennt, der noch keinen Fight verloren und auf einmal lernen muss, auch mit Niederlagen umzugehen und sie zu akzeptieren. Der Film, der inhaltlich auf dem Dokumentarfilm „The Smashing Machine“ über Mark Kerr aus dem Jahr 2002 beruht, zeigt den Sportler-Ruhm von einer anderen Seite und erzählt eine Geschichte, in der Muskeln allein nicht ausreichen und körperliche Stärke nicht vor seelischem Kollaps bewahrt.

Muskeln allein reichen nicht aus

Für diese Erkenntnis zahlt Mark Kerr einen hohen Preis, denn seine steigende Opioidsucht, mit der er seine ständigen körperlichen Schmerzen zu lindern sucht, droht außer Kontrolle zu geraten, und auch die schwierige Beziehung zu seiner Freundin Dawn gerät dadurch mehr und mehr in eine Schieflage.

„The Smashing Machine“ gleitet trotz des reißerischen Titels nie ins Heroische oder Pathetische ab. Benny Safdie wählte vielmehr einen fast dokumentarischen Stil, um sich seinen vielschichtigen Figuren möglichst authentisch und behutsam zu nähern. Auch die vielen Kämpfe werden ungeschönt brutal gezeigt und werfen einen realistischen Blick hinter die Kulissen des beliebten MMA-Kampfsports. Wobei der Film auch deutlich macht, dass die wichtigsten Kämpfe im Leben eines Menschen nicht in einem Ring stattfinden, sondern in seinem alltäglichen Leben und dem Ringen mit seinen eigenen Schattenseiten. Das macht „The Smashing Machine“ nicht nur zu einem hervorragenden Vertreter seines Sportler-Biopic-Genres, sondern auch zu einem originellen Film, wie man ihn seit Darren Aronofskys Film „The Wrestler“ (2008) nicht mehr gesehen hat.

Der Autor ist Pfarrer im Erzbistum Köln und schreibt über Filme, Serien sowie popkulturelle Phänomene.

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Norbert Fink Erzbistum Köln

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