Endlich – der „Papa“ ist zurück! 21 Jahre nach dem Start der beliebten ProSieben-Serie mit insgesamt fünf Staffeln (2004–2012) und ganze elf Jahre nach dem Kinofilm „Stromberg – Der Film“ schlüpft Christoph Maria Herbst erneut in seine Paraderolle als Bernd Stromberg. An der Seite des ehemaligen Chefs der „Capitol Versicherung“, die sich um Schadensregulierungen kümmert, sind wie gewohnt Bjarne Mädel (als Ernie), Oliver Wnuk (als Ulf), Milena Dreißig (als Jennifer), Diana Staehly (als Tanja) sowie weitere Wiederkehrer aus seinem Erfolgsteam zu sehen. Zu diesen zählen auch Ralf Husmann, der erneut das Drehbuch beisteuerte, und Arne Feldhusen, der wieder die Regie übernahm.
In den letzten elf Jahren hat sich viel verändert: Als Stromberg in der TV-Serie, die eine deutsche Adaption der britischen Serie „The Office“ war, noch als egomanischer Abteilungsleiter auftrat und nach seinem Rausschmiss im Kinofilm von 2014 in die Politik ging, gab es nichts Veganes in der Kantine, Homeoffice war ein Fremdwort, Mobbing war Breitensport im Büro und beleidigende Sprüche gegen alles und jeden gehörten bei Stromberg zum Alltag. Nach elf Jahren kommen nun alle Figuren im zweiten Kinofilm „Stromberg – Wieder alles wie immer“ noch einmal zu einer großen Reunion für ein Fernsehspecial zusammen. Dabei zeichnet sich bald schon ab, dass bei der TV-Aufzeichnung neben vielen nostalgischen Erinnerungen auch alte Rechnungen und neue Vorwürfe auf den Tisch kommen, sodass das Wiedersehen schnell eskaliert.
Stromberg ist zum Fremdkörper geworden
Bernd Stromberg galt lange Zeit als deutscher Kleinchef-Prototyp. Plötzlich ist er jedoch zu einem Fremdkörper geworden und kaum noch sendefähig, denn er ist zu alt, zu weiß, zu männlich, zu intolerant und zu toxisch. Aber er wäre nicht Stromberg, wenn er das alles einfach widerspruchslos hinnehmen würde. Und so wird er mit seinen markanten „Lebensweisheiten“ für seine Fans, welche sich gerne wie ihr Idol kleiden (Trenchcoat, Halbglatzen-Perücke und Klobrillenbart), zu einem Symbol der Rebellion gegen den Zeitgeist. Da ihm aber zeitgleich viele Aktivisten unter lauten Protesten die Anerkennung verweigern („Nehmt die Glatze aus der Glotze!“), entscheidet er sich fürs Wüten, ähnlich wie andere Despoten, die, genau wie Stromberg, nur eins wollen: Wieder alles wie immer! Zurück zu einer Zeit, wo es keine Debatten um Wokeness, Political Correctness und MeToo gab.
Dadurch versprüht das Kino-Revival nicht nur sentimentale Erinnerungen an eine vergangene Zeit, sondern hat auch eine aktuelle Relevanz. Denn die späte Fortsetzung, die den popkulturellen Niederschlag, der sich inzwischen um die Figur Stromberg angesammelt hat, aufgreift und gut ins Heute überträgt, zeigt uns Stromberg im Jahr 2025 mehr denn je als einen tragischen Sprücheklopfer. Zudem ist er eine Figur, die spaltet und an der die tiefen gesellschaftlichen Gräben und Widersprüche unserer heutigen Zeit sichtbar werden. Außerdem ist der Film nach „Das Kanu des Manitu“ der nächste Beweis dafür, dass die heutige Filmindustrie gerne auf der Nostalgiewelle reitet, um zu testen, wie alte Kultfiguren, deren Humor einst auf Grenzverletzungen beruhte, heute bei den Zuschauern ankommen. Bei „Stromberg – Wieder alles wie immer“ ist der Versuch jedenfalls gelungen, im Gegensatz zum erstgenannten Film. Und der nächste Rückkehrer steht auch schon in den Startlöchern, wenn Hape Kerkeling am 26. März 2026 in „Horst Schlämmer sucht das Glück“ nach 17 Jahren in seiner Kultrolle zurückkehrt.
Der Autor ist Geistlicher im Erzbistum Köln und schreibt zu Film und Gegenwartskultur.
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