Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Filmrezension

„Catch the Killer“: Die Polizistin und der Massenmörder

Der Thriller „Catch the Killer“ mit Ben Mendelsohn thematisiert das traurige Phänomen der „Mass Shootings“ in den USA.
Ben Mendelsohn
Foto: Warner Bros/Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Im Mittelpunkt des Filmes steht etwa die Beziehung zwischen den beiden Ermittlern – dem FBI-Agenten (Ben Mendelsohn) und der jungen Streifenpolizistin – eine Menschlichkeit, als Gegenpol zur kalten Skrupellosigkeit ...

Auf der Terrasse eines Wolkenkratzers in Baltimore feiern die Menschen ausgelassen in der Silvesternacht. Urplötzlich fällt ein Schuss, und noch ein Schuss … Ein Heckenschütze tötet innerhalb weniger Minuten 17 Menschen. Auch an anderen Stellen gibt es Tote: Zum Ende der Nacht gibt es 29 Opfer.
FBI-Ermittler Geoffrey Lammark (Ben Mendelsohn) versucht, den Ort ausfindig zu machen, von wo aus der Schütze geschossen hat. Als er den genauen Ort im gegenüberliegenden Hochhaus ermittelt, fehlt jedoch jede Spur des Täters. Am Tatort ringt die junge Polizistin Eleanor Falco (Shailene Woodley) nach Luft: Sie fühlt sich an ihre eigene Vergangenheit erinnert. Lammark erkennt schnell, dass sich Eleanor viel besser als jeder andere in die Lage des Angreifers hineindenken kann.

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Mit dem Thriller „Catch The Killer“ gibt der argentinische Regisseur Damián Szifron, der im Jahre 2015 mit seinem schwarzhumorigen Episoden-Kultfilm „Wild Tales“ für den Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert wurde, sein englischsprachiges Debüt. Das Drehbuch hat er zusammen mit Jonathan Wakeham verfasst.

Herausragende Stars, zurückhaltende Inszenierung

Mit seinem trotz der Thematik zurückhaltend inszenierten Thriller weist Damián Szifron auf die zunehmende Zahl der sogenannten „Mass Shootings“ in den Vereinigten Staaten (611 Fälle allein im Jahre 2020) hin, ein gesellschaftliches Problem von außergewöhnlichem und gleichzeitig beängstigendem Ausmaß. Zusammen mit dem richtigem Rhythmus – Damián Szifron zeichnet auch für den Schnitt verantwortlich – sind vor allem die Schauspieler besonders herausragend: Shailene Woodley, die auch als Produzentin fungiert, verkörpert die junge Polizistin Eleanor mit einer Mischung aus Zurückhaltung und der nötigen Energie in dem entscheidenden Augenblick.

Video

Weder Eleanor noch Teamchef Geoffrey Lammark werden als unfehlbare Ermittler gezeichnet. Gerade dies macht sie menschlich, schafft Nähe zum Zuschauer. Es ist ihre Beharrlichkeit bei den Ermittlungen trotz aller Rückschläge, die sich als zielführend herausstellt. Denn sie verlieren nie das Ziel aus den Augen: Sich in die Lage des Killers zu versetzen, um ihn dadurch stellen zu können. Als besonderer Charakterzug bei Lammark erweist sich die harte Arbeit verbunden mit Menschenkenntnis. Das Ermittlertrio wird vervollständigt durch Jack McKenzie (Jovan Adepo).

Nur Menschlichkeit kann das Grauen in Schach halten

Im Mittelpunkt des Filmes steht etwas so Menschliches wie die Beziehung zwischen den beiden Ermittlern – dem FBI-Agenten und der jungen Streifenpolizistin? –, eine Menschlichkeit, die als Gegenpol zur kalten Skrupellosigkeit des Amokläufers verstanden wird, zumal die Absichten des Massenmörders nicht erkennbar sind, und er weitere Anschläge verübt, die Panik auslösen. Passend zur düsteren Anmutung des Filmes überwiegt in „Catch the Killer“ eine dunkle Farbgebung, die sich ebenfalls auf die Filmmusik erstreckt. Passend auch die spürbare Niedergeschlagenheit der Ermittler, wenn der Killer wieder Menschen getötet hat. Ebenfalls passend zur Dunkelheit sind die „inneren Dämonen“ aus Eleanors Vergangenheit, gegen die sie zu kämpfen hat. Allerdings sind gerade es diese „inneren Dämonen“, die ihr das Verständnis für den Mörder liefern. Wird dadurch der Killer „menschlicher“?

Jedenfalls wird es deutlich, dass Jonathan Wakeham und Damián Szifron Schwarzweißkategorien zu umschiffen versuchen, die üblicherweise in Thrillern die „Guten“ von den „Bösen“ scheiden. Und das gelingt ihnen, ohne gleich ins andere Extrem zu verfallen, was in dem Genre ebenfalls häufig anzutreffen ist, wenn Ermittler und Killer charakterlich kaum voneinander zu unterscheiden sind. Ein solches Gleichgewicht zu halten, gehört zu den Stärken von „Catch the Killer“.

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José García

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