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Wenn Antisemiten singen

Doch kein Konzert mit „Chefket“ und „Ebow“ am 7. Oktober. Aber warum lädt man muslimische Antisemiten überhaupt ein, um diesen Jahrestag zu begehen?
Jan Böhmermann
Foto: IMAGO/Michael Kremer (www.imago-images.de) | Ach wie schade: Das nette Antisemitenkonzert unter der Regie von Jan Böhmermann zum zweiten Jahrestag des Massakers vom 7. Oktober fällt jetzt doch aus.

Nochmal Glück gehabt im Land der Moralweltmeister und Haltungsjournalisten. Es wird nun doch nicht am 7. Oktober, dem zweiten Jahrestag des Massakers der Palästinenser an den Juden in Israel, ein vom ZDF-Moderator Jan Böhmermann organisiertes Antisemiten-Konzert auf dem Boden des „Haus der Kulturen der Welt“ (HKW) geben, einer Berliner Einrichtung, die vom Bund, also von deutschen Steuergeldern finanziert wird. Ursprünglich sollten dort im Rahmen einer dreiwöchigen Veranstaltungsreihe explizit am 7. Oktober der Rapper „Chefket“ aber auch die Rapperin „Ebow“ auftreten.

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Letztere war gerade erst auf einer Palästinenser-Demonstration in Berlin mit der steilen These aufgefallen, die Israelis von heute seien wie die Nazis von gestern. Wörtlich: „Sie sagen nie wieder, doch es passiert wieder“, womit sie das Handeln der israelischen Regierung in Gaza, wo immer noch Geiseln des 7. Oktober gefangen gehalten werden, mit dem Holocaust gleichsetzte. Kollege Chefket glänzt lang bekannt mit israelfeindlichen Parolen, die er gerne auch mit bedruckten T-Shirts unterstreicht, auf denen Israel von der Landkarte verschwunden ist. Nach massiven Protesten nicht nur der jüdischen Gemeinde in Berlin und zahlreicher Medien, sondern auch des israelischen Botschafters, sah sich der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer genötigt, gegenüber den Verantwortlichen des HKW von einer „Provokation“ zu sprechen. Jetzt hat man dort offenbar klein beigegeben und alles abgesagt – wieso erst jetzt?

Die Antwort heißt wohl Claudia Roth

Es bleibt die Frage, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass man ausgerechnet am Jahrestag des Massakers an den Juden bekennenden Israelhassern auf Steuerzahlerkosten ein Podium geben wollte. Es bleibt die Frage, wieso der hochbezahlte ZDF-Moderator Jan Böhmermann als Kurator dieser Veranstaltung diese Antisemiten explizit einlud.

Die Antwort findet sich sehr wahrscheinlich auch bei Claudia Roth, der Vorgängerin Weimers in diesem Amt, unter deren Regie jahrelang bekennende Antisemiten in der Kunstszene ihr Unwesen treiben durften. Auch diese Veranstaltung wurde noch unter ihrem Regiment genehmigt. A propos: Manchmal ist es auch ein Vorteil, dass gedruckte Zeitungen keine bewegten Bilder verbreiten können, so bleibt den werten Lesern an dieser Stelle der Video-Beweis einer Claudia Roth erspart, die zur Eröffnung vergangenen Sonntag wie eine Vierjährige auf einer Bühne herumhüpfte und in ein Mikrophon kreischte.

Antisemiten am Jahrestag des Massakers an den Juden im Haus der Kulturen zu subventionieren ist, als würde man auf Steuerkosten eine Neonaziband am Tag der Reichspogromnacht zum Singen einladen. Niemand würde an dieser Stelle sagen, na wenn die doch nur Kinderlieder singen, dann wäre das doch in Ordnung. Eine linke Kulturszene, die unermüdlich das „Nie wieder“ beschwört und deswegen Rechten bekanntlich „kein Podium“ geben will, muss sich schon die Frage gefallen lassen, wieso selbst hochbezahlte Vertreter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens explizit islamische Antisemiten einladen, um den Jahrestag eines islamischen Massakers an den Juden auf deutschen Bühnen abzufeiern.


Die Autorin ist Journalistin und Publizistin.

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