Geradezu gebannt scheint das Denken der Gegenwart von Versuchen, die Grenze zwischen Realität und Virtualität zu verwischen. Viele Menschen sehen darin einen Freiheitsgewinn: eine Flucht aus dem Weltbezug hin zum Unwirklichen. Der sanfte Konjunktiv des Möglichen soll den unerbittlichen Indikativ des Tatsächlichen ablösen. Die Folge ist: Nicht wie es gewesen ist, wird dann gefragt, sondern es wird erzählt, wie es hätte sein können. Wohlgemerkt: Ich denke hier nicht an notwendige Rekonstruktionen im Nebel unserer Unwissenheit – beispielsweise jener Umstände, unter denen Ötzi in den Alpen vor mehr als 5.000 Jahren zu Tode kam.
Weihnachtsforum „Streiten! Wofür?“
Ohne Wahrheit keine Freiheit
Viele Menschen glauben heute, mit dem Sprung in die Virtualität ihre Freiheitsspielräume erweitern zu können. Dabei wird verkannt, dass unser Leben kein Spiel, sondern immer der Ernstfall schlechthin ist.