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Mutter Teresa als „Robin Hood“? Der Film verzerrt das Erbe der Friedensnobelpreisträgerin

Ein neuer Film über Mutter Teresa verzichtet auf die Darstellung der geistlichen Erfahrung bei Mutter Teresa. Es dominieren Punkrock, Abtreibungsdebatte – und viel Zeitgeist. 
Teresa (Noomi Rapace) wartet sehnsüchtig auf den Brief aus Rom, der über ihr Gesuch entscheiden soll, einen eigenen Orden gründen zu dürfen
Foto: Vuelta Germany | Teresa (Noomi Rapace) wartet sehnsüchtig auf den Brief aus Rom, der über ihr Gesuch entscheiden soll, einen eigenen Orden gründen zu dürfen

„Teresa – ein Leben zwischen Licht und Schatten“ möchte ein biografisches Drama über die letzten sieben Tage der Heiligen Mutter Teresa sein, bevor sie den Loreto-Orden verließ, um die „Missionarinnen der Nächstenliebe“ zu gründen. Dies wäre der ideale Rahmen gewesen, um ihre innere Entscheidung und den geistlichen Konflikt sichtbar zu machen, doch Regisseurin Teona Mitevska und ihre Mitdrehbuchautoren verzichten darauf. Zwar wird zu Beginn gezeigt, wie die 37-jährige Teresa (Noomi Rapace) an die Ärmsten Brot und Wasser verteilt, doch ihre Beweggründe für diesen radikalen Schritt – Teresa war damals noch als Lehrerin und Schulleiterin tätig – bleiben unerklärt. 

Die Frage nach dem „Warum“ ist jedoch entscheidend: Teresa war seit ihrem 18. Lebensjahr Loreto-Schwester. Ihre Entscheidung, einen neuen Weg zu gehen, war das Resultat einer tiefen geistlichen Erfahrung: einer mystischen Christusbegegnung am 10. September 1946, der sogenannten „Berufung in der Berufung“. Jesus selbst habe sie aufgefordert, „alles aufzugeben und Ihm in die Slums zu folgen“, schrieb sie später. Ohne dieses Erlebnis ist der Einschnitt unverständlich. Doch der Film blendet es völlig aus. 

 Stattdessen möchte Mitevska Teresa als „Geschäftsführerin eines multinationalen Unternehmens, eine Art Robin Hood ihrer Zeit“ präsentieren. Diese Interpretation entspricht weder der realen Teresa noch ihrer Filmfigur. Vielmehr offenbart sie ihre eigene Projektion: „Die Punkrock-Energie des Films zeigt auch den Robin Hood in mir“, bekennt Mitevska. Diese Herangehensweise spiegelt sich auch in der musikalischen Gestaltung wider – Punkrock statt Stille und Gebet. 

 Abtreibung als Filmthema von „Teresa“ 

Der Film verlagert seinen Schwerpunkt zudem überraschend auf das Thema Abtreibung. Mitevska äußert: Mutter Teresas „Haltung zur Abtreibung ist aus heutiger Sicht schwer zu verstehen und ich teile sie ganz sicher nicht.“ Im Interview sagt die Regisseurin: „Als jemand, der sie bewundert, ging mir der Gedanke jedoch nicht aus dem Kopf: Wie konnte eine so zeitgenössische Figur, die ich langsam kennenlernte, eine so harte Haltung gegenüber Abtreibung einnehmen, einem Thema, das uns Frauen so persönlich betrifft? Mutter Teresa wurde dafür immer kritisiert, aber ich scheue mich nicht vor Kontroversen.“ 

Im Film stellt Teresa ihrem Beichtvater die Frage, ob Abtreibung eine Sünde sei. Seine Antwort klingt eher nach den Ansichten der Regisseurin als nach katholischer Lehre: „Ich habe häufig die Obrigkeit über Abtreibung predigen hören. Ich hatte den Eindruck, sie sind nicht gegen die Abtreibung, sondern gegen die Frauen. Ich halte die Abtreibung nur für eine Sünde, wenn die Frau dazu gezwungen wird.“ Der Film vermittelt das Weltbild der Regisseurin. 

Die filmischen Voraussetzungen sind vielversprechend: anspruchsvolles Produktionsdesign, atmosphärische Kameraarbeit und eine intensiv spielende Noomi Rapace. Doch am Ende zeigt der Film weniger ein Porträt der Friedensnobelpreisträgerin und Heiligen, sondern das Unverständnis einer Regisseurin gegenüber der klaren Lebensschutz-Haltung Mutter Teresas.   


Der Autor ist Historiker und berichtet aus Berlin über Film und Kunst.

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