Nahezu prophetisch haben wir in diesem Jahr aus Deutschland eine Musikgruppe zum Eurovision Song Contest (ESC) nach Liverpool ausgesendet, die bereits im Bandnamen das Endergebnis voraussagte: „Lord of the Lost“. Mit dem absolut letzten Platz sind wir tatsächlich König der Verlorenen, einen Titel, den die Deutschen bereits seit Jahren in diesem Musikwettbewerb recht hartnäckig verteidigen.
Gewöhnungsbedürftige Optik
Für jene, die die Sendung nicht mitverfolgt haben, sei erklärt, dass der deutsche Beitrag unter dem Titel „Blood and Glitter“ sowohl akustisch als auch optisch ein gewöhnungsbedürftiges Dark-Rock-Metal-Geschrei über Blut und Glitzer war, vorgetragen von fünf düster-überschminkten Männern, die man optisch im Kölner Karneval als „Lack-und-Leder-Truppe, die aus dem Sado-Maso-Club ausgebrochen ist“ zusammenfassen würde. Sänger Chris Harm bestach durch einen roten Lackanzug, der jede Drag-Queen vor Neid erblassen ließe, aber auch der goldbemalte E-Gitarrist in aparten Ledergurten und die anderen Gespielen fänden auf jedem Christopher Street Day sicher viele Freunde. Nicht so in Europa.
Hätte die Moderation nicht darauf hingewiesen, dass es sich um den deutschen Beitrag handelt, wäre das auch durch nichts zu erkennen gewesen. Denn, während alle weiteren 25 Finalisten stolz auf Fotos und beim Einmarsch auf der Bühne ihre Landesfahne präsentierten, waren unsere Lack-und-Leder-Jungs statt in schwarz-rot-gold in eine LGBT-Regenbogenfahne gewickelt. Wieso tritt eine Band für ein Land an, mit dem sie möglichst nicht in Verbindung gebracht werden will?
Dem Zeitgeist verschrieben
Tatsächlich bewies sich nun im Ergebnis das im internationalen Kontext bereits geflügelte Wort: „Get woke, go broke“. Wer sich dem LGBT-Zeitgeist verschreibt, statt auf den Geschmack und Meinung der normalen Menschen zu hören, geht regelmäßig pleite. Das penetrante Vorantreiben einer Regenbogen-Agenda in allen Lebensbereichen geht Verbrauchern, TV-Zuschauern, Lesern und selbst Kinogängern inzwischen derart auf den Zeiger, dass sie Produkte boykottieren und abstrafen. Hatte nicht zuletzt auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar so grandiosen Erfolg, indem sie auf Regenbogenarmbinden statt auf deutsche Landesfarben als Glückbringer für internationale Wettbewerbe setzte? Ironie-Modus Ende.
Nun gut, man könnte einwenden, vielleicht sind wir ja wenigstens europäische „Sieger der Herzen“, weil wir uns aufopfern. Einer muss schließlich auch Letzter sein und heißt es nicht schon in der Bibel, die ersten würden die Letzten sein und umgekehrt? Leider deutet nichts darauf hin. Selbst der Moderator der „BBC“ machte sich live auf Sendung über den deutschen Beitrag lustig und Finnland schaffte es mit vergleichbar extravaganten Kostümen gar auf Platz 2! Sagen wir, wie es ist: Die Deutschen sind offensichtlich europaweit gerade schlicht unbeliebt. Was waren das noch Zeiten, als sich eine Nicole mit „Ein bisschen Frieden“ in die Herzen von ganz Europa sang, Guildo Horn europaweit Nussecken verteilte und allen ehemaligen europäischen Kriegsgegnern Deutschlands zurief, er habe sie lieb.
Sogar Nonsens brachte mehr Punkte
Als ein Stefan Raab sogar mit einem Nonsens-Song wie „Waddehaddeduddeda“ nicht nur mehr Punkte einheimste, sondern das erste Mal das Klischee der angeblich humorlosen Deutschen durchbrach. Und dann „Lovely Lena“, die uns nicht nur einen grandiosen Sieg, sondern auch Sympathiewerte in Europa bescherte, wofür sie hoffentlich zwischenzeitlich ein Bundesverdienstkreuz für ihre Verdienste um die Völkerverständigung bekommen hat. Damals wählte aber auch nicht ein Gremium des „NDR“ im Auftrag der „ARD“ mit öffentlich-rechtlicher Generalkompetenz in Sachen Unterhaltung aus, wen wir für Deutschland zum ESC ins Rennen senden, sondern ein erfolgreicher Musikproduzent mit dem Ohr „am Volk“. Man wolle das jetzt aufarbeiten, hören wir beim „NDR“ zerknirscht. Hoffentlich kostet das nicht noch eine Erhöhung der Beitragsgebühren.
Ein Trost bleibt für die Könige der Verlierer: Wenn es mit dem Erfolg im Showgeschäft langfristig nichts wird, können sie in den Kostümen immer noch in München-Bogenhausen in der Stadtbibliothek auf Steuerzahlerkosten Vierjährigen aus Kinderbüchern vorlesen. Dort ist das gerade der letzte Schrei.
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