Die katholische Kirche hat den Ruf der Rückständigkeit. Dennoch übt sie eine beispiellose Anziehung auf Menschen aus, wie jüngst das Konklave in Rom sowie die Wahl von Papst Leo XIV. zeigten. Wer dieses Paradox verstehen will, findet bei dem 1981 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten bulgarisch-britischen Schriftsteller Elias Canetti (1905-1994) erhellende Einsichten. Die Kirche als Garant gegen die Vermassung Der große Literat Canetti, Kind sephardischer Juden und bekennender Atheist, der bevorzugt in deutscher Sprache schrieb, widmete in seiner monumentalen Analyse totalitärer Herrschaftsformen, „Masse und Macht“ (1960), dem Katholizismus ein Kapitel. Zum einen weist Canetti auf die große „Breite“ ...
Elias Canetti über die Kirche: Lob der vermeintlichen Rückständigkeit
Vor 120 Jahren wurde der Literaturnobelpreisträger Elias Canetti geboren. Trotz persönlicher Glaubensferne schätzte er die katholische Kirche - warum?
