Hier ein paar neue Nachrichten aus dem Wunderland der politischen Korrektheit: Die Übergewichtigen heißen jetzt nicht mehr übergewichtig, denn das klingt diskriminierend, sondern „mehrgewichtig“. Die Londoner Universität Royal Holloway warnt ihre Studenten vor Charles Dickens‘ Roman „Oliver Twist“, weil das Buch Angst und Schmerzen erzeugen könnte. Minnie Maus trägt jetzt kein rotes Kleid mehr, sondern einen blauen Hosenanzug. Disney will das Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ neu verfilmen, und zwar nicht mit einer Weißen, sondern einer Latina als Schneewittchen – und ohne die sieben Zwerge. Denn mit der Darstellung der Zwerge würde man Kleinwüchsige verspotten. Tagtäglich lässt sich diese Liste der „woken“ Verrücktheiten fortsetzen. Man könnte sich darüber amüsieren und zur Tagesordnung übergehen.
„ Auch diese winzigste Minderheit, bei der man doch fragen darf,
ob sie nicht psychisch schwer gestört ist, soll ‚inklusiv‘ behandelt werden“
Es gibt aber zwei aktuelle Fälle, die deutlich machen, welcher politische Wille dahintersteckt. Der Duden veröffentlicht das Buch „Gender-leicht“, um uns zu zeigen, wie man „elegant“ gendert. Nun lehnt die überwältigende Mehrheit der Deutschen das Gendern ab – und die Ablehnung wächst von Monat zu Monat. Aber daraus ziehen die politisch Korrekten nur die Konsequenz, dass es noch radikaler von oben durchgedrückt werden muss. Die Antwort darauf gibt es bereits: Gendergaga.
Früher war der Duden ja eine unanzweifelbare Autorität, heute ist er nur noch eine Lachnummer. Noch interessanter ist der zweite Fall. Der Hard- und Softwaregigant Apple hat angekündigt, sein Angebot an Emojis zu erweitern, und zwar durch den „schwangeren Mann“. Die ersten Reaktionen darauf waren eher humoristischer Art. Aber bei einigem Nachdenken bleibt einem doch das Lachen im Halse stecken. Denn worum geht es hier? Der „schwangere Mann“ ist ein Spitzenprodukt der „woken“ Kulturrevolution, die im Geschlecht des Menschen nichts anderes als eine soziale Konstruktion sieht.
Dann lieber Kapitalismus pur
Es handelt sich um einen Kampf gegen die Biologie, um den Versuch einer Sabotage des Schicksals, als Mann oder Frau geboren zu sein. Welche Folgen das hat, wird deutlich, wenn man etwa hört, dass es mittlerweile Männer gibt, die sich in Frauen „transformieren“ lassen und dann in sportlichen Frauenwettbewerben die Medaillen abräumen. Derartiges läuft, wie der „schwangere Mann“ von Apple, unter dem Titel „Geschlechtergerechtigkeit“. Auch diese winzigste Minderheit, bei der man doch fragen darf, ob sie nicht psychisch schwer gestört ist, soll „inklusiv“ behandelt werden.
Damit befindet sich unsere Gesellschaft aber auf dem Weg in eine Tyrannei der Überempfindlichen und Neurotiker. Doch das Problem liegt nicht bei den radikalen Minderheiten selbst, sondern bei Organisationen und Unternehmen wie Apple und Disney, die glauben, ständig ihre politische Korrektheit unter Beweis stellen zu müssen. In Wahrheit handelt es sich dabei nur um Heuchelei. So wie man beim „Greenwashing“ suggerieren wollte, es gehe nicht um Profit, sondern um die Rettung der Welt, so soll uns das „Wokewashing“ suggerieren, Unternehmen seien moralische Anstalten, die gegen Diskriminierung kämpfen. Dann doch lieber wieder Kapitalismus pur.
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