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Dagegen zu sein genügt nicht

Trotz der angespannten Weltlage gilt es heute mehr denn je, den Blick auf das Wesentliche zu richten. Was ist es, was uns durch diese bewegten Zeiten trägt?
Krieg in der Ukraine hört absehbar nicht so schnell auf
Foto: Evgeniy Maloletka (AP) | Der Krieg in der Ukraine hört absehbar nicht so schnell auf, die Folgen der Inflation sind bereits spürbar und Corona begleitet weiterhin unseren Alltag.

In Europa herrscht auch in der Sommer- und Urlaubszeit keine echte Entspannung. Der Krieg in der Ukraine hört absehbar nicht so schnell auf, die Folgen der Inflation sind bereits spürbar und Corona begleitet weiterhin unseren Alltag. Tendenz steigend. Manche Populisten hingegen versuchen, die warm beheizte Wohnung oder einen niedrigen Benzinpreis als die wichtigste nationale Agenda zu verkaufen. Sie schüren Angst und Empörung – zum eigenen Vorteil. Trotz der angespannten Lage gilt es heute mehr denn je, den Blick auf das Wesentliche zu richten. Was ist es, was uns durch diese bewegten Zeiten trägt?

 

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Angekommen im wunderschönen sonnigen Kroatien vergisst man ziemlich schnell die Probleme der Gesellschaft. Zum einen sorgen der blaue Himmel und die mediterrane Luft dafür, zum anderen ist die Welt hier „noch in Ordnung“. Das ist es ja, was viele Westeuropäer an den slawischen Ländern so bewundern. Sie mögen das Selbstbewusstsein, die Würde und die Authentizität der Menschen. Die Anzahl der Geschlechter ist kein Thema, die Männer sind noch Männer, und die Frauen sind ausgesprochen feminin. Wo angeblicher Sexismus oder Diskriminierung beginnen, wird nicht penibel definiert und ausgehandelt, man achtet die ungeschriebenen Regeln. Gott gehört dazu, die Mutter Gottes auch. Wenn es auch in Wirklichkeit nicht so simpel ist, wie es scheint, hat diese Welt doch seine Anziehungskraft.

„In dem „Seinen“ stark verwurzelt zu sein, ist das, was trägt und reiche Fürchte bringt.
Familie, Heimat und Gott zählen. Aber auch Offenheit und Toleranz gegenüber der Welt“

Junge Konservative in ganz Europa suchen vermutlich dasselbe – die Wurzeln, die Familie, den unbekümmerten Nationalstolz – und sind dabei manchmal halt- und orientierungslos. Viel leichter fallen sie dann radikalen und extremistischen Strömungen „in die Arme“. Woran liegt das? Ich denke, im Westen konzentrieren wir uns zu sehr darauf, „gegen“ etwas zu sein, anstatt das „wofür“ zu klären. Ein Kampf gegen das Gender-Mainstreaming, gegen die Abtreibungen, gegen die Klimapolitik.

Was die jungen Menschen aber vor allem brauchen, sind Ideale, Rollen-Vorbilder, Motivation. Kurzum: etwas Positives. Das kann man auch ungezwungen und ruhig verwirklichen. In vielen konservativen Milieus ist in der Hinsicht noch viel Raum nach oben vorhanden. Die Suche dieser jungen Menschen kann ich aber gut nachvollziehen. Deshalb reise auch so gern in meine Heimat, die Slowakei, oder Länder wie Kroatien. Ich kann mich ungezwungen auf die Ideale meiner Kindheit besinnen und diese auch meinen Kindern zeigen.

Kinder sollen ihre Identität und Herkunft kennen

Als stolze Slawin lege ich Wert darauf, dass meine Kinder ihre Identität und Herkunft kennen. Sie sollen slowakische Lieder singen und Zeit mit ihren Großeltern verbringen. Sie sollen sehen, wie eine Marienprozession aussieht und wie man sich sonntags schöner anzieht und gemeinsam zur Kirche geht. Das sind dann Bilder und Eindrücke, die einen ein Leben lang prägen. In dem „Seinen“ stark verwurzelt zu sein, ist das, was trägt und reiche Fürchte bringt. Familie, Heimat und Gott zählen. Aber auch Offenheit und Toleranz gegenüber der Welt, die ist, wie sie ist und nur durch überzeugte und überzeugende Menschen verändert werden kann. Man kann nach außen nur verteidigen, was man im Inneren trägt und lebt.


Die Autorin betreibt den Blog „Frau mit Eigenschaften“.

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