Der Individualismus hat einen schlechten Ruf; vielfach wird er als eines der Hauptprobleme unserer Gesellschaft identifiziert. Bischof Muser (Bozen-Brixen) sieht in ihm gar „die größte Herausforderung für die katholische Kirche“. Dieses negative Image rührt vor allem daher, dass der Individualismus oft mit anderen Begriffen verwechselt oder gleichgesetzt wird. Besonders deutlich wurde dies während der Corona-Pandemie, als man zwischen den Lagern „Individualismus“ und „Solidarität“ unterschied. Diese Unterscheidung war – bewusst oder unbewusst – höchst irreführend, denn die beiden gewählten Begriffe stehen nicht im Widerspruch zueinander.
Es lebe der Individualismus!
„Der Ruf Jesu in die Nachfolge macht den Jünger zum Einzelnen“, wusste Dietrich Bonhoeffer. Und wenn Franz von Assisi kein Individualist war, wer dann?
