Es muss ein Samstag in den siebziger Jahren gewesen sein, als der Student im Aachener Bahnhof einen Zug nach Paris bestieg. Natürlich fuhr er wegen der Liebe hin. Die Nacht verbrachte er im Freien, um am nächsten Morgen schnurstracks zu seiner Verabredung in die Kathedrale von Notre Dame zu gehen. Er sollte das Gotteshaus erst um acht Uhr abends wieder verlassen, für das Leben gezeichnet. Nun wusste er, was eine Orgel bewirken kann. Er hatte den legendären Pierre Cochereau spielen und improvisieren gehört. Wenn Wolfgang Seifen diese Geschichte gut dreißig Jahre später erzählt, besteht kein Zweifel, dass er auch heute noch in sein Instrument verliebt ist wie am ersten Tag.
„Ein Atheist hält das nicht aus“
Wenn Wolfgang Seifen auf der Orgel improvisiert, kommt das für ihn dem Beten gleich. Seine eigentliche Aufgabe sieht er aber in der Weitergabe des Glaubens durch die Musik. Doch allein der Glaube reicht nicht aus, um für Benedikt XVI. eine Messe zu dessen achtzigsten Geburtstag zu komponieren.