Eines ist sicher: Je lauter die Rufe, das Geschlecht eines Menschen solle doch bitteschön im modernen Deutschland keine Rolle mehr spielen, durchs Land hallen, umso mehr reden wir über nichts anderes mehr als über die Frage, welches Geschlecht denn nun ein Mensch hat. Oder auch nicht. Oder wie viele. Munter wird dabei alles in den großen Geschlechter-, oder besser gesagt, Gender-Topf geworfen, um es zu einem Brei zu verarbeiten, bei dem an Ende tatsächlich niemand mehr versteht, was Familienpolitik und Genderpolitik eigentlich unterscheidet oder zumindest unterscheiden sollte. Warum Frauenpolitik nicht das Gleiche ist wie Gleichstellungspolitik. Warum Intersexualität und Transsexualität grundverschiedene Dinge sind. Oder gar, warum sexuelle Vielfalt an Schulen nichts mit Toleranz, sondern mehr mit Frühsexualisierung zu tun hat. Und so liegt die Hauptursache aller Gender-Idiotien und verschwendeten Millionensummen für zweifelhafte Gender-Forschung und -Projekte nicht etwa in ideologischer Verblendung von Politikern, sondern viel schlimmer: in Politikern, die es gut meinen. Wo Ahnungslosigkeit auf Gutmenschentum trifft, sitzen die Budgets locker. Sicher, es gibt die Ideologen vor allem mit links-grünem Hintergrund, in der Masse dominiert jedoch der Möchtegernmoderne-Politiker, der den anstrengenden Debatten mit den aufgeregten Weibern aus dem Frauenausschuss lieber aus dem Weg geht und zu allem Ja und Amen sagt, solange er nur seine Ruhe hat. Nicht umsonst nannte Kanzler Schröder das Ressort einst „Frau und Gedöns“. Er meinte es auch so.
Wer politisch modern sein will, gendert heute also munter mit. Keine denkbare Koalition würde daran etwas ändern und zwar schon aus einem einzigen Grund: weil alle gern mitmachen. Wir sind schließlich alle sehr für Geschlechtergerechtigkeit und wollen um Himmels Willen niemanden diskriminieren. Das erfordert Rücksichtnahme auf die „Vielfalt der Geschlechter“. Und so wird bis weit hinein in die CDU und CSU inzwischen wenigstens sprachlich gegendert. Über Themen wie Homo-Ehe wollen wir gar nicht erst reden, hat sich ja sowieso erledigt, seit die Kanzlermutti die Hürde im Vorbeilaufen mal eben gerissen hatte. Zuletzt erfreute uns gar das Bundesverfassungsgericht mit der biologisch blödsinnigen These, dass es ein sogenanntes „Drittes Geschlecht“ gäbe. Gemeint war Intersexualität. Drittes, viertes, 60 Geschlechter, was soll's. Alles modern. Es sei denn man fragt diejenigen, die sich damit auskennen: Biologen. Die haben klarere Antworten. Seit wir die Geschlechterfrage aber von Soziologen statt von Fakten dominieren lassen, weht ein neuer Wind durch das gesamte Familienressort und allen dranhängenden Facetten. Und Genderpolitik ist eine ganze Abteilung im Familienministerium. Was man früher für Frauen tat, wird heute für die sogenannte „Vielfalt der Geschlechter“ getan, sprich die Vielfalt der sexuellen Orientierungen und Identitäten. Große Anteile der Budgets und vor allem der medialen und politischen Aufmerksamkeit widmen sich nicht mehr der klassischen Familienpolitik oder gar den Frauen, sondern neuerdings der Geschlechtergerechtigkeit für schwul-lesbische-trans-Lobbygruppen und dem sogenannten „Kampf gegen rechts“, der sich mit einem 100-Millionen-Etat ebenfalls im Familienministerium breitgemacht hat. Wer gegen Gender ist, ist schließlich irgendwie rechts, gut dass man dafür gerüstet ist im Ministerium. Es ist einfach hipper, sich für exotische Geschlechtervariationen und die Homo-Ehe stark zu machen, als für die traditionelle Familie. Preisfrage zwischendurch: Wie heißt die aktuelle Familienministerin? Keine Sorge, wenn Ihnen der Name nicht auf den Lippen liegt, damit sind Sie sicher nicht alleine und nein, es ist nicht mehr Manuela Schwesig. Die Namen sind austauschbar geworden. Die Politik auch. Die gute Nachricht ist: den Namen Katarina Barley muss man sich wohl nicht merken. Trotz Amt der Familienministerin stand sie nicht auf der Teilnehmerliste bei den Sondierungsgesprächen zur kleinen Groko.
In der Arbeitsgruppe zur Familienpolitik taucht neben Manuela Schwesig nur eine Katja Mast auf. Familienpolitisch ein klassisches SPD-Gewächs: für mehr Vielfalt, gegen Betreuungsgeld, für mehr Kitas und Ganztagsausbau. Nun wollen wir fair bleiben, denn fällt irgendeinem Leser irgendjemand aus der CDU ein, der sich in Sachen Familienpolitik in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht hat und mit den Hufen scharrt, um das Familienministerium zu übernehmen? Freiwillig? Ja genau. Niemand. In die Sondierungsgruppe Familienpolitik entsandte die CDU die derzeitige thematische Allerweltswaffe Annegret Kramp-Karrenbauer und die Abgeordnete Nadine Schön. Von Kramp-Karrenbauer bleibt zumindest die Standhaftigkeit in der Ablehnung der Homo-Ehe in Erinnerung. Von Nadine Schön, langjähriges Mitglied im Familienausschuss für die CDU, ist nicht viel mehr bekannt als das Übliche von besseren Rahmenbedingungen, mehr Kita und Homo-Ehe. Zur Genderpolitik ist keine Position erkennbar oder ausgesprochen. Allein die CSU preschte kurz vor und verkündete kurz vor den Sondierungen, man wollte keine Gender-Ideologie im Unterricht an Schulen. Immerhin.
Allein dies kurze Gedankenexperiment sagt eigentlich schon alles über das Drama der Familienpolitik. Kommt es zu einer großen Koalition, wird die CDU nicht um das Ressort kämpfen, die wahrscheinliche Variante ist, dass die SPD es weiterhin behält. Alles bleibt beim Alten. Nirgendwo existieren neue Ideen, schon gar nicht bei der CDU, an der es wäre, die Idiotien zu stoppen, die man der SPD hat durchgehen lassen in den Jahren der bisherigen Groko-Ehe. Auch weiterhin wird es wohl in noch mehr Bundesländern Bildungspläne für die sexuelle Vielfalt geben und das auch noch staatlich finanziert.
Es ist vor allem der politische Nachwuchs, der in Sachen Gender langsam aufwacht, sind die Jungen doch die ersten Leidtragenden, die gerade an den Universitäten mit gegenderter Sprache und Unisextoiletten gequält werden. Vereinzelt melden sich Vertreter der Jungen Union zu Wort, die Gender eine Absage erteilen, die jungen Frauen dort bieten oft erfrischendes Selbstbewusstsein abseits von Quotendenken und Opferhabitus, was sie von den linken Nachwuchsorganisationen der Grünen und den Jungsozialisten der SPD positiv unterscheidet.
Im vergangenen Jahr startete auch der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) eine Kampagne gegen Gendersprache an den Universitäten. Und bemerkenswert: In Nordrhein-Westfalen gibt es das einzige Koalitionsprogramm auf Länderebene ohne Gendereien, das Wort Gender kommt noch nicht einmal vor. In Berlin aber sind es nur einzelne Abgeordnete in den Reihen der CDU und CSU, die sich entschieden den Ideologen in den Weg stellen. Rebellen im Meer der bundesweiten Gleichgültigkeit. Manchmal ist ja auch ein Blick ins Ausland nicht verkehrt. Wird uns doch seit Jahren in Sachen Geschlechterpolitik das Tun und Unterlassen der Nachbarländer unter die Nase gerieben. In Sachen Gender fällt einem da direkt Norwegen auf den Tisch. Lange Zeit das Land unbegrenzter Gender-Budgets und Quoten-Frauen. Dort hatte ein Komiker durch eine Dokumentation im Staatsfernsehen eine breite Debatte über Sinn und Unsinn von Gender-Hypothesen entfacht und damit die buttrigen Budgets zu Fall gebracht. Gerade erst entschied die französische Regierung, dass in Frankreich gegenderte Sprache in amtlichen Papieren schlicht verboten sei.
Die östlichen Neu-Zugänge in der Europäischen Union sind von Anfang an vorsichtiger in der blinden Übernahme westlicher „Errungenschaften“ geworden und wehren erfolgreich die Forderungen nach dem Genderkurs der EU ab. Na geht doch, möchte man rufen. Und dann fällt der Blick wieder nach Berlin und die Gewissheit kehrt zurück: Keine Groko wird freiwillig etwas ändern. Es sei denn, der Widerstand wächst endlich im außerparlamentarischen Raum. Stell dir vor es wird gegendert und keiner macht mit. Wenn diesen Kampf jemand gewinnen kann, dann nur eine: die Gender-APO.