Der Komponist Viktor Ullmann schrieb 1935 das Bühnenweihefestspiel „Der Sturz des Antichrist“. Dieses musikalisch an Arnold Schönberg und Alban Berg angelehnte Werk konnte nach dem Einschmarsch Hitlers an der Wiener Staatsoper nicht mehr wie geplant uraufgeführt werden. Der katholisch getaufte Ullmann jüdischer Herkunft konnte seine Arbeit nicht mehr wie zuvor fortsetzen und kam schließlich in das KZ Theresienstadt. Hier schrieb er aber noch 24 Werke, darunter die Zeitsatire „Der Kaiser von Atlantis“, und wurde dann 1944 in Auschwitz ermordet.
Uraufführung in Leipzig
Die Uraufführung von „Der Sturz des Antichrist“ fand erst 1995 statt, an der Oper Leipzig wurde die Oper jetzt wieder auf die Bühne gebracht. Auch wenn Ullmann in seiner frühen Phase der Anthroposophie anhing, ist die Oper doch durchweg christlich motiviert. Die Gegengestalt Christi tritt als machtgieriger Diktator auf, der die totale Herrschaft über die Gesellschaft bereits erreicht hat und nun den Techniker, den Priester und den Künstler mit dem Ziel, sie zu instrumentalisieren, gefangen hält. Schließlich gelingt es dem Künstler wohl im Anschluss an die Romantik, die Trennung von Körper, Geist und Seele aufzuheben. Schließlich kommt es dann auch zum Sturz des Antichristen, der zuvor als Tod, Tier und Tyrann bezeichnet wird. So verblüfft die Oper heute als Entlarvung misslingender (Selbst-) Erlösungswege. DT/ari
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost eine Umfassende Kritik zur Inszenierung der Oper „Der Sturz des Antichrist“ in Leipzig.