Es kann eine verlassene Kirche irgendwo in einer toskanischen Landschaft sein, ein Café in den Gassen von Paris, der Blick einer schönen Frau. Oder einfach nur ein Blatt, das im Herbst vom Baum niedersinkt – die Fotografie hält fest, was wir ansonsten allzu schnell vergessen würden. Sie friert einen wirkungsvollen Moment ein, der im Strom der Zeit zu verschwinden droht. Sehen wir uns etwa Jahre danach noch einmal Bilder aus dem Urlaub oder einer vergangenen Liebe an, entsteht erneut eine große existenzielle Erfahrung des Menschseins: Man erlebt eine Beziehung.
Der Tod der Fotografie
Selfies, verwackelte Amateur-Videos in Sozialen Netzwerken – nie waren so viele Bilder im Umlauf wie heute, im Zeitalter der Digitalisierung. Eine Garantie für den Schutz einer visuellen Aura und Würde ist dies aber nicht. Im Gegenteil: Droht nicht sogar die Inflationierung einer bewährten Kunstform? Von Björn Hayer
