Zwei Bachelorabschlüsse in zehn Jahren lautet das neue Studienangebot der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin, das zum Wintersemester 2021/2022 an der KHSB startet. Ziel des neuen Kombistudiengangs ist es, die Studenten perfekt für den Auftrag von Papst Franziskus auszurüsten, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen. „Wir brauchen Lehrkräfte, die die Lebenswelten von Schülerinnen und Schülern kennen und ernst nehmen und im Unterricht in Sprache und in ihrem eigenen Handeln Gott und die Welt zusammenbringen“, so Professor Birgit Hoyer, Bereichsleiterin Bildung im Erzbischöflichen Ordinariat Berlin. „Deshalb setzen wir auf die Qualifizierung von Religionslehrkräften im Zusammenhang und der Konkretion von Sozialer Arbeit.“
Der Leiter des Berliner Instituts für Religionspädagogik und Pastoral, Professor Andreas Leinhäupl ist überzeugt, dass dieses Konzept zukunftsweisend ist. „In der Kombination beider Studiengänge bekommen Absolventinnen und Absoltventen das Rüstzeug, religionspädagogische und sozialarbeiterische Kompetenzen miteinander zu verbinden und für verschiedene Arbeitsfelder zu nutzen, sei es im Religionsunterricht an Brennpunktschulen oder in der Katechese in Pfarreien, in der Beratung bei der Caritas oder in der Begleitung und Förderung Ehrenamtlicher“, betont der Theologe. Dass beide Felder, die Katechese und die Sozialarbeit in den Pfarreien des Erzbistum Berlin eng miteinander verzahnt sind ist eines der Ergebnisse des Pastoralen Prozesses „Wo Glauben Raum gewinnt“. Deshalb unterstützt auch Markus Weber, dessen Koordinator, die doppelte Perspektive von Religionspädagogik und Sozialer Arbeit, die in seinen Augen perfekt zur Lebenswirklichkeit im Erzbistum Berlin passt. Denn Weber ist überzeugt: „Die vielen Orte kirchlichen Lebens können nicht isoliert betrachtet werden. Mit dem Doppelbachelor sieht man auf beiden Augen besser.“
Religiöse Themen praxisrelevant erörtern
Der Studienstandort Berlin ist für die Wahrnehmung diverser Lebenswelten ideal. Denn die Hauptstadt bietet nicht nur ein Höchstmaß an religiöser Vielfalt, sondern eben auch das gesamte Spektrum sozialer Verhältnisse in all ihren Mischungen. In diesem Umfeld möchte der Bachelorstudiengang Religionspädagogik zunächst fundierte Kenntnisse in der Fachwissenschaft selbst sowie innerhalb des theologischen Fächerkanons Biblische Theologie, Kirchengeschichte, Systematische Theologie, Praktische Theologie sowie Human- und Allgemeinwissenschaften vermitteln, sondern auch die Fähigkeit, die Rolle von Religion im Allgemeinen und christlicher Nachfolgepraxis im Besondern in einer multireligiösen Gesellschaft theologisch zu reflektieren.
Dazu bedarf es eines sicheren Gespürs für die alltagspraktischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in den sozialen Räumen unserer Zeit. Ebenfalls notwendig sind Schlüsselqualifikationen wie Gesprächsentwicklung, Teamentwicklung und interkulturelle Kompetenzen um die Interaktionsprozessen mit den verschiedenen Akteuren und Zielgruppen in Gesellschaft und Politik zu gestalten. Der Studiengang Religionspädagogik vermittelt das hierfür notwendige methodische Wissen und das didaktische Repertoire, wobei besonderer Wert auf eine ausgeprägte ökumenische und interreligiöse Dialog- und Diskurskompetenz gelegt wird. Die Kombination mit dem Studiengang Soziale Arbeit erweitert dieses Spektrum um die Ausbildung einer ausgeprägten Reflexionskompetenz hinsichtlich der ethischen Aspekte der Sozialarbeit, fundierte Kenntnisse in deren Bezugswissenschaften wie Psychologie, Recht, Pädagogik, Politik und Soziologie und befähigt zur Arbeit in Einsatzfeldern wie der Unterstützung von Migranten, Arbeits- und Obdachlosen, Behinderten oder in der Jugend- Sozial- und Gesundheitshilfe. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das für den Studiengang Soziale Arbeit sonst vorausgesetzte Orientierungspraktikum für die Bewerbungen zum Wintersemester 2021/22 ausgesetzt wurde. Das praktische Studiensemester und die begleitende Supervision bleiben aber Teil des Ausbildungsangebots.
Ideale Kombination
Für Professor Leinhäupl ist die neue Kombination ideal im Hinblick auf die Fokussierung der bisher schon im Studiengang Religionspädagogik geleisteten Arbeit. „Es geht ja darum, religiöse Fragen und theologische Inhalte praxisrelevant und menschennah zu erörtern und daraus nachhaltige Angebote für das Zusammenleben der Menschen in den unterschiedlichsten Situationen zu entwickeln“, betont der Theologe. In dem neuen Kombinationsstudiengang wird genau dieser Aspekt fokussiert. Und die Studierenden erreichen den Doppelabschluss zweieinhalb Jahre schneller, als wenn sie beide auf sechs oder sieben Semester angelegten Fächer nacheinander studieren würden. Zieht man eine Summe unter das neue Angebot und verbindet sie mit der kritischen Frage, ob die Religionspädagogik wirklich noch eines noch stärkeren Akzents auf der Sozialarbeit bedürfe, ist das Ergebnis, dass die Kombination beider Fächer das Ziel hat, die Sprachfähigkeit in den weltlichen Bereich zu verstärken, die Kommunikation mit den Dialogpartnern an den Brennpunkten, sei es die Betroffenen selbst oder die dort in anderen Berufsfeldern arbeitenden, verbessern und verstärken soll.
Großer Bedarf an qualifizierten Lehrkräften
Bei den Studenten wird so das Bewusstsein für die Frage gestärkt „Was bedeutet es, in einem säkularen Umfeld Religion zu unterrichten?“, fragt auch Birgit Hoyer und fährt fort: „Wir haben einen großen Bedarf an qualifizierten Religionslehrkräften. Einerseits gibt es ein Interesse katholischer Eltern, dass ihre Kinder im Fach Religion unterrichtet werden. Andererseits gehen viele Religionslehrkräfte in den kommenden Jahren in den Ruhestand.“
Der neue Kombinationsstudiengang ist deshalb ein Angebot mit guten Berufsaussichten, zumal die Schwerpunktsetzung, in welchem Berufsfeld die Absolventen letztendlich arbeiten wollen, ja bei ihnen liegt. Auch wer sich nach Erwerb der beiden Bachelorabschlüsse nicht für eine Anstellung im Bereich der Kirche entscheidet, wird von der theologischen Fundierung profitieren können und sein erweitertes Reflexionsniveau in den von ihm gewählten Arbeitsbereich einbringen und gegebenenfalls aus diesem auch eine verstärkte Resilienz gewinnen können. Beide Studiengänge sind zudem die Grundlage für eine Qualifikation auf Master- und Promotionsniveau, sodass eine spätere Schwerpunktsetzung in einem der Felder jederzeit möglich ist.
Bewerbungsfrist 15. Juli
Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 15. Juli 2021. Professor Leinhäupl steht unter andreas.leinhaeupl@khsb-berlin.de und unter 030-50 10 10-968 zur Verfügung. Informationen zum Studiengang Soziale Arbeit gibt es unter 030-50 10 10 10 oder im Chat auf der über die Homepage.
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