A
Alpha est et O heißt es in dem Lateinisch-Deutschen Weihnachtslied In dulci jubilo. Alles, was dazwischenliegt, verblasst von dem hellen Schein dieses Anfangs und Endes, das unser Leben wie eine Umarmung umfängt.
B
Bereite dich, Zion, eine Arie aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, spiegelt die innere Sehnsucht wider, die die verschlossenen Türen unserer Herzen zu öffnen vermag für den schönsten und liebsten Bräutigam der Seele. Ob er bei uns ankommt, liegt bei uns. Im Weihnachtsoratorium ist es die äußere Bewegung, das aus dem Takt geraten sein, das Josef und Maria widerfährt, das den Anstoß zu diesem Sehnsuchtslied gibt.
C
A Christmas Carol ist der Titel einer Novelle von Charles Dickens, die die Notwendigkeit der Bekehrung des Herzens thematisiert. Carol bedeutet eigentlich festlicher Gesang religiöser Natur. Der Begriff wird aber heutzutage fast ausschließlich mit den Christmas Carols, fröhlichen und tänzerischen Weihnachtsliedern assoziiert.
D
Die Geburt des Herrn oder La nativit du Seigneur ist ein aus neun Meditationen für Orgel bestehendes Glaubensbekenntnis des französischen Komponisten Olivier Messiaen, das er im Alter von 35 Jahren in Grenoble schrieb. Es enthält den Gedanken der drei Geburten: die ewige des Wortes, die zeitliche Christi und die geistliche der Gläubigen.
E
Es ist ein Ros entsprungen, entstanden im 16. Jahrhundert und zumeist in der vierstimmigen Fassung von Michael Prätorius musiziert, greift auf ein uraltes biblisches Hoffnungsbild zurück. Einem Baumstumpf, scheinbar tot, fast vergessen, wächst ein junger Trieb. Die tiefen Wurzeln bringen Frucht: neues, ewiges Leben.
F
Fatto per la Notte di Natale, gemacht für die Nacht der Geburt, ist der lapidare Titel eines klangvollen Auftragswerks des Kardinals Petro Ottoboni, das Arcangelo Corelli 1690 für Orchester komponierte. Es endet mit der berühmt gewordenen Pastorale ad libitum, einer den Frieden und die Freude der Heiligen Nacht hörbar machenden Tanzform.
G
Gloria in excelsis Deo ist die Titelmelodie von Weihnachten. Gesungen wird sie von den Engeln. Kein Zufall. Denn wir alle sind zum Einstimmen eingeladen. Mehr noch: Das Gloria zeigt, wo unsere Geschichte hier auf Erden hinführen kann, wenn alles gut geht: ins Einstimmen in die Chöre der Engel. In diesem Hymnus berühren sich wie im Wunder von Weihnachten immer wieder neu Himmel und Erde.
H
Hodie Antiphonen gibt es in dem der römischen Kirche eigenen Gesang, dem Gregorianischen Choral, sowohl in der Weihnachts- als auch in der Osteroktav. Sie erinnern jeden Tag daran, dass eine ganze Woche lang das jeweilige Festgeheimnis verheutigt wird. Zugleich verbinden sie durch ihre Melodien das Weihnachts- mit dem Osterfest. Denn wenn Jesus Christus nicht auferstanden wäre, wäre unser Glaube sinnlos.
I
Il est n le divin Enfant gehört zu jenen Weihnachtsliedern, die die Grenzen der Länder und der Genres überschreiten. Es wurde erstmals 1862 in einer Sammlung vom Organisten der Kathedrale Saint-Di -des-Vosges veröffentlicht. Das Spektrum derer, die es aufnahmen reicht von Petula Clark über Edith Piaf, Placido Domingo und John Rutter bis zu den Chieftains.
J
Jerusalema ist ein Lied des südafrikanischen Musikers Kgaoelo Moagi, das in diesem Jahr im Internet viral ging und mit Abstand die meisten Menschen zum Tanzen gebracht hat. Es besingt unsere wahre Heimat, das himmlische Jerusalem. Der Weg dorthin beginnt in Bethlehem.
K
Kommt, lasset uns anbeten ist der Refrain der deutschsprachigen Fassung des Liedes Adeste fideles, das Jean-Francois Borderies um 1790 zu einer Melodie von John Reading textete. Er bringt auf den Punkt, worum es an Weihnachten wirklich geht: im göttlichen Kind den König und Herrn der Welt zu verehren. Das geht auch im Lockdown. Denn wir müssen Gott nur bis zu uns selbst entgegengehen.
L
Lulaize Jezuniu ist das Herzenslied unserer polnischen Nachbarn. Es singt im zärtlichen Wiegenliedduktus das Jesuskind in den Schlaf und schafft Raum für eine liebevolle Begegnung mit dem menschgewordenen Gott.
M
Das Martyrologium ist die feierlich vor der Christmette gesungene Ankündigung der Geburt des Herrn. Das Martyrologium ist im überlieferten Ritus nach wie vor Bestandteil der Prim. Durch den Gesang des Martyrologiums wird eine Verbindung zwischen der Christmette mit der Osternachtfeier hergestellt.
N
Nunc dimittis, der Lobgesang des greisen Simeon am Fest der Darstellung des Herrn, ist die Grundlage der Kantate "Mit Fried und Freud ich fahr dahin", die Dieterich Buxtehude anlässlich des Todes seines Vaters komponierte. Am Ende jedes Tages in der Komplet gebetet, erinnert das Nunc dimittis daran, dass die Geburt des göttlichen Kindes leuchtenden Lebenssinn schenkt und das Dunkel des Todes erhellt.
O
O ist der staunende Laut, mit dem die großen Antiphonen vom 17. Dezember an den Weg vom Dunkel ins Licht begleiten. Sie besingen die weltumspannende Weisheit des starken Gottes, Jesus, das Heil der Welt, der Schlüssel Davids, der Glanz der Ewigkeit, König und Gott mit uns. (GL 222)
P
Puer natus est, der gregorianische Introitus des ersten Weihnachtstages, trägt über dem Wort "est" eine Tristropha, jene dreifach wiederholte Note, die das innere Beben des staunenden Beters vor dem Geheimnis der Menschwerdung hörbar macht und zum Einschwingen in das Wunder von Weihnachten einlädt.
Q
Quem pastores laudavere, dessen älteste Aufzeichnung aus dem Hohenfurter Liederbuch von 1460 stammt, wird heute mit dem Text "Hört es, singt und klingt mit Schalle" (GL 240) gesungen und steht in der Tradition der Weihnachtsspiele, die in szenischer Darstellung, mit Gesang und Tanz, dafür sorgen, dass die Botschaft von der Inkarnation leiblich erfahrbar ist. Das ist gut, denn der Körper hinterlässt, die Thomas von Aquin sagt, Spuren in der Seele.
R
Resonet in laudibus bildet zusammen mit Josef, lieber Josef mein die Keimzelle der Weihnachtsspiele. Beim Christkindlwiegen wurde nicht nur die Wiege bewegt, sondern nach und nach die ganze Gemeinde in den freudigen Tanz um die Krippe einbezogen.
S
Stern über Bethlehem, GL 261 und Seht ihr unsern Stern dort stehen, GL 262, sind Lieder, die zu singen in diesem Jahr sichtlich aktuell ist. Denn am Sternenhimmel ist am 21. Dezember um 18:37 als aufstrahlender Glanz über den Krippen in unseren Kirchen und Häusern eine große Konjunktion zwischen Jupiter und Saturn zu sehen. So wie damals, als sich von weither Menschen auf den Weg machten, um in einem kleinen Kind im Stall den Herrscher der Welt zu finden.
T
Tochter Zion ist ein deutschsprachiges Kontrafakt des evangelischen Theologen Friedrich Heinrich Ranke auf einen Chorsatz des Komponisten Georg Friedrich Händel aus dessen Oratorium Judas Maccabäus. Das Lied war zunächst für den Palmsonntag gedacht, wurde aufgrund der Verbindung mit den Lesungen des zweiten Adventssonntags aber schon bald zu einem klassischen Adventslied.
U
Übers Gebirg Maria geht, eine Motette für fünstimmigen gemischten Chor a capella des Renaissancekomponisten Johannes Eccard, setzt das Magnificat ins Szene. Der Musiker versteht sein Werk als eine Einladung an die Hörer, selbst aufzubrechen aus dem Gewohnten und, offen für die Überraschungen Gottes, mit ihm Berge zu erklimmen und über Mauern zu springen.
V
Vom Himmel hoch, da kommt ich her, GL 237, hat Martin Luther für seine Kinder geschrieben. Das Lied erzählt in komprimierter Form die Weihnachtsgeschichte, perfekt, um sie wie ein Samenkorn in den Garten der Seele zu pflanzen und dort aufblühen zu lassen.
W
Weihnachten ist ein Teil einer aus sieben Werken bestehenden Orgelstudie von Max Reger zu verschiedenen Festen des Kirchenjahres, aber auch einschneidenden Ereignissen wie dem ersten Weltkrieg betitelt. Er basiert auf einer Reihe von Weihnachtsliedern, u.a. "Es kommt ein Schiff geladen", Vom Himmel hoch, da komm ich her" und "Stille Nacht."
X
Happy Xmas (War Is Over ) ist ein Weihnachtslied, das 1971 von dem vor 40 Jahren ermordeten Musiker John Lennon als Single veröffentlicht wurde. Happy Xmas war der siebte Titel, der nach Lennons Trennung von den Beatles erschien.
Y
Yule songs werden auch zu Weihnachten gesungen, thematisieren aber überwiegend die Inhalte alt- oder neuheidnischer Sonnenwendfeste. Einige der älteren wurden, ähnlich wie die Bräuche des Schmückens des Hauses mit Tannenzweigen als Symbol immerwährend grünenden Lebens, in den Reigen der Weihnachtsfestbräuche inkulturiert.
Z
Zu Betlehem geboren ist ein Text, den Friedrich Spee für die Melodie eines französischen Liebesliedes gedichtet hat. Die Menschwerdung Gottes wandelt und heiligt alles, vor allem die Liebe. Das ist kein Wunder, sondern vielmehr die eigentliche Botschaft von Weihnachten: den wahren Gott finden wir in unserem Fleisch und Blut.
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