Sie sind dabei, FOCUS an den europäischen Universitäten zu etablieren. Können Sie uns ein wenig von der Geschichte Ihrer Missionsarbeit erzählen?
FOCUS – die Fellowship of Catholic University Students – begann 1998 mit vier Missionaren auf einem Campus. Sie hatten die Vision, das Evangelium Jesu Christi durch das Knüpfen von Beziehungen und eine Haltung der Jüngerschaft in die Welt zu bringen. Jesus verbrachte die Zeit seines aktiven Dienstes für die Menschen überwiegend mit zwölf Männern, mit denen er täglich unterwegs war und mit denen er über drei Jahre hinweg täglich sein Leben teilte. Er prägte sie nachhaltig, zeigte ihnen den Weg zum Leben und sandte sie nach seiner Auferstehung in die Welt, um dasselbe für andere zu tun. Unsere Missionare versuchen, diese Methode Jesu anzuwenden. Sie begegnen den Studenten der Universität täglich, teilen in Freundschaft ihren Weg und laden sie ein, Christus und den katholischen Glauben kennenzulernen. Wir beginnen mit kleinen Bibelgruppen, wo die Studenten Christus in der Schrift begegnen und persönlich die unüberbietbare Freude und Freiheit erkennen können, die in Verbundenheit mit Ihm und im Leben mit uns als seiner Kirche zu finden ist.
Wenn die Studenten Jesus begegnen und fragen, was er zu ihrem Leben sagt, finden sie Freude und Gemeinschaft und viele von ihnen antworten darauf mit der neuen Sehnsucht, dieses Gut mit anderen zu teilen. Wir begleiten diese Studenten intensiv und helfen ihnen, als Missionare und Jünger Jesu zu wachsen. Wir lehren sie, zu beten, helfen ihnen, im Verständnis der Kirche zu reifen und gemäß ihrer Lehre zu leben und im Tugendleben zu wachsen. Außerdem schulen wir ihre Fähigkeiten in der Missionierung und helfen ihnen, ihren Glauben und ihre Freundschaft mit anderen zu teilen.
Wenn wir uns die Zeit der Gründung der Universitäten ansehen, finden wir eine tiefe Verbindung zwischen Glauben und wissenschaftlichem Arbeiten. Wie inspiriert diese Verbindung Ihre Arbeit?
Wissenschaft und Glauben haben eine wunderschöne Beziehung. Denn die natürliche Ordnung verweist uns auf Gott und Gott möchte, dass wir ihn kennenlernen. Universitäten bleiben Orte, an denen junge Menschen Wahrheit suchen. Und es ist staunenerregend, Studenten in dieser Umgebung zu begegnen und die Wahrheit gemeinsam mit ihnen zu suchen. Wahrheit aber ist im letzten eine Person: Jesus Christus. Und er hat große Pläne für unser Leben. Es ist eine unglaubliche Erfahrung, zu sehen, wie junge Menschen vollkommen lebendig werden, wenn sie Ihn und Seine große Liebe zu ihnen entdecken. Studenten können nicht nur durch die Wissenschaft mehr über Gott lernen, sie können dadurch auch in eine tiefe Beziehung mit ihm eintreten, die sie bereichert und die allem, was sie tun, neues Leben einhaucht, einschließlich ihrer Studien!
Könnte ein Revival der monastischen Theologie mit ihrer Mischung von Forschung, Gebet und praktischem Tun auch für unsere Universitäten heute hilfreich sein?
Es ist eine großartige Idee, dem Gebet in jeder Institution eine zentralere Rolle einzuräumen. Gebet ist Beziehung mit Gott. Und diese Beziehung hilft uns dabei, allem die richtige Perspektive zu geben. Wenn unsere Beziehung zu Gott an erster Stelle steht, dann sind wir fest in der Realität verwurzelt und unsere Arbeit kann besser zu seiner Verherrlichung beitragen. Eines der erstaunlichsten Dinge, die wir konstant im Leben der Universitätsstudenten beobachten können ist, wie sehr sich ihr Leben ändert, wenn sie beginnen, täglich zu beten. Sie finden Frieden und Klarheit und entdecken oft Gottes Plan für ihr Leben, den sie dann mit großer Freude und Begeisterung verfolgen.
In welcher Beziehung steht Ihrer Erfahrung nach Weisheit zu Wissenschaft?
Bei der wissenschaftlichen Methodik geht es darum, beobachten und prüfen zu lernen. Dieses Lernen ermöglicht es uns, unglaubliche Dinge zu tun. Wenn wir sie mit wahrer Weisheit durchdringen, die mit Gott zu tun hat, dann sollte dieses Lernen uns dabei helfen, unablässig für das Gute für die Menschheit zu arbeiten. Leider ist dies nicht immer der Fall, da Weisheit und Wissenschaft oft getrennt sind und wir stattdessen das Wissen nutzen, um der Menschheit Schaden zuzufügen.
Wie ist die Weisheit des Herzens mit Ihrer missionarischen Arbeit verbunden?
Jeder Missionar ist ein Mensch, der erkannt hat, dass er ein großes Geschenk empfangen hat. Es ist Teil der Dankbarkeit und Freude, dieses Geschenk mit anderen zu teilen. Jeder Missionar kann auf Menschen verweisen, von denen sie selbstlos geliebt und zum Glauben an Jesus Christus geführt worden sind. Sie können auf Freundschaften und heilsame Gemeinschaft verweisen, die in der wahren Nachfolge Christi ihnen ein Leben gezeigt haben, das besser ist als das, was die Welt zu bieten hat. Ich kann den Menschen, die mich zu Gott geführt haben, als die Welt mich zur Sünde verführen wollte, nie genug danken. Wir wünschen allen dieses Gut und sind bereit, alle nötigen Opfer zu bringen, um jemanden zu lieben und ihm zu helfen, das Gute zu begreifen, das sie sind und für das sie geschaffen sind. Wenn das edel ist, ist das schön, aber wir sind keine Missionare, weil es eine noble Sache ist. Wir sind Missionare, weil die Menschen Jesus verzweifelt brauchen und es eine Angelegenheit der Gerechtigkeit ist, Ihn zu verkünden. Jeder verdient es, die Wahrheit über Gott und sich selbst zu kennen. Sie verdienen es, zu wissen, was zu einem glücklichen Leben führt. Sie verdienen, zu wissen, dass sie einen Erlöser haben, der sein Leben für sie gegeben hat und dass sie in Ewigkeit mit ihm leben können.
Was inspiriert Ihren Glauben?
Es gibt Hoffnung für jeden Menschen. Gottes persönlicher Liebe für mich zu begegnen – inmitten meiner Sündhaftigkeit und Gebrochenheit – hat mein ganzes Leben verändert, gab ihm Bedeutung, Wert und Ziel. Ich habe mich so sehr nach dieser Liebe gesehnt. Er hat mir auf so viele Weisen Heilung und Freiheit gebracht. Deshalb geht es in meinem Glauben jetzt darum, Gott und mich selbst besser kennenzulernen und auf Seine Liebe zu antworten, in der ich seine Pläne für mein Leben entdecke. Und in ihnen sind Glück und Freude. Ich weiß, dass die ganze Welt sich danach sehnt, diese Liebe kennenzulernen und in ihr zu leben. Es ist das, wofür wir geschaffen sind! Deshalb möchte ich immer meinen Glauben mit anderen teilen. Wenn ich die Wunder der Heilung und Verwandlung ansehe, die Gott in meinem eigenen Leben und in dem so vieler anderer gewirkt hat, inspiriert mich das sehr.
Wohin würden Sie gehen und wen würden Sie gern treffen, wenn Sie ein Zeitreiseticket buchen könnten?
Ich würde zum letzten Abendmahl gehen um da zu sein, wenn Jesus seine Abschiedsworte aus den Kapiteln 13–17 des Johannesevangeliums spricht.
Welches Gebet ist Ihrem Herzen besonders nahe?
Die Weihe an das Heiligste Herz Jesu. Es geht dabei um die unermessliche Liebe, die er zu allen Menschen hat, und darum, wie sehr er sich danach sehnt, dass alle diese Liebe wahrnehmen und empfangen – bis hin zu seinem Leiden. Er liebt uns ohne Vorbedingung und ist immer bereit, uns zu vergeben, zu heilen und zu verwandeln, wenn wir uns zu Ihm bekehren. Das heiligste Herz reinigt, heilt, stärkt und tröstet uns und es führt uns zu einer größeren Liebe zu anderen. Ich bete immer darum, in tiefere Gemeinschaft mit seinem Herzen zu gelangen, damit alle Menschen diese Liebe erfahren.
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